34 MARTIN BRBNDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
habe den Plan, einst das ganze Land mit einem Dreiecksnetz zu beziehen,
wozu meine jetzigen Messungen nur eine Vorübung sind. Das Braun
schweigische Land ist zwar schon ehedem vom seligen Major Gerlach 1 ) ver
messen, allein welcher Genauigkeit seine bisher ungestochene Karte fähig sein
kann, wird man daraus schliessen können, dass er nur ein gewöhnliches
Astrolabium und Kette, oder, wie einige behaupten, auch dies nicht einmal,
sondern nur Messtisch und Schritte gebraucht hat. Eine hinlängliche Anzahl
trigonometrisch bestimmter Punkte, mit seinem Detail verbunden, müssen zu
einer guten Karte dienen können. Ich wünsche sehr, mich nach und nach
mit einem guten Vorrat von optischen Werkzeugen zu versehen. An einem
Orte wie Bremen fällt wohl öfters Gelegenheit zu dergleichen vor, und Sie
verbänden mich sehr, wenn Sie dann meiner dabei gedächten. Ich sehe gar
nicht auf den Preis. Besonders wünschte ich zu acquirieren 1. ein gutes
astronomisches Achromat, hinreichend, um Sternbedeckungen, Finsternisse etc.
zu beobachten und kreismikrometrischen Messungen zu dienen, 2. ein gutes
terrestrisches Achromat, um entlegene Gegenstände, die man im Fernrohr des
Sextanten nur sehen kann, erkennen und unterscheiden zu können, 3. Ko
metensucher, um sich in einer Himmelsgegend leichter orientieren zu können,
4. noch einen kleinen etwa 4- oder 5-zölligen Sextanten, der sich ohne fremde
Beihilfe leicht transportieren lässt.« Und am 18. Dez. 1803: »Von dem vor
trefflicher Künstler Schröder in Gotha habe ich einen (nicht achromatischen)
Kometensucher erhalten, der, so viel ich bei der flüchtigen Prüfung beur
teilen kann, die der seit drei Wochen fast beständig bedeckte Himmel erlaubt
hat, sehr gut ist. Ich bin jetzt in meiner gegenwärtigen Wohnung so einge
richtet, dass ich die meisten laufenden Beobachtungen werde mitmachen
können. Nur ein eigenes achromatisches Fernrohr fehlt mir noch; ich hoffe
aber vor der Hand diesem Mangel durch ein erborgtes 1 2 ) abhelfen zu können.
In einem Observationszimmer habe ich wenigstens nach Osten und Süden eine
herrliche Aussicht.«
Im Februar 1804 fand sich für Gauss Gelegenheit, ein schönes Spiegel
teleskop anzuschaffen.
1) Friedrich Wilhelm Anton Gerlach (1728—18 02) war zuletzt Lehrer an der österr. Ingenieur-
Akademie zu Gumpendorf bei Wien. — Brdl.
2) Vermutlich das auf S. 9 und 33 bereits erwähnte des Carolinums. — Brdl.