PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 3. PERIODE, GÖTTINGEN 1813 —1816. 71
S. 431) dahin aus und ebenso Bessel in einem Aufsatz 1 ) in Bodes Astrono
mischem Jahrbuch für 1825, S. 208.
Etwa zur gleichen Zeit 1 2 ), in der die beiden REicHENBAcnschen Repetitions
instrumente eintrafen, erhielt Gauss auch ein vor mehr als einem Jahr be
stelltes Heliometer 3 ) von Fraunhofer. Er schreibt darüber an Bessel am
18.(28.?) Mai 1814: »An kleinern Sachen, die schon auf der alten Sternwarte
benutzt werden können, habe ich indes seit 1£ Jahren verschiedene schätz
bare, in ihrer Art meisterhafte Stücke acquiriert ...... vor einigen Tagen
auch aus demselben Institut ein herrliches achromatisches Heliometer, 43 Pa
riser Zoll Brennweite, 34 Linien Öffnung. Der geniale Künstler hat an diesem
Instrument mehreres eigentümliche angebracht; besonders wichtig ist die Ein
richtung, dass die Messungen damit durch Repetition vervielfacht und dadurch
von den Lokal-Unvollkommenheiten der Schraube unabhängig gemacht werden
können. Die Präzision des Fernrohrs ist ungemein gross. Ich habe nur erst
ein Paar Probeobservationen an terrestrischen Objekten, der Sonne, dem Ju
piter und Mond gemacht. Wenn ich von der Repetition abstrahierte und
nach gewöhnlicher Art den Error Indicis bestimmte, gingen die grössten Unter
schiede unter sich nur auf \ Sekunde. Ich freue mich besonders auf die
Beobachtungen von Kometen und Asteroiden, wenn sie in den Bereich von gut
bestimmten Sternen kommen. Erlauben Sie mir hier eine Frage. Ihr Helio
meter ruht, meine ich, auf einem Äquatoreal; aber Sie bestimmten die Posi
tion des Kometen von 1811 nur durch Abstände von zwei Sternen, oder den
bewegten Kometen durch verschiedne Abstände von einem Stern. Finden
Sie es denn nicht tunlich, den Positionswinkel unmittelbar am Instrument zu
beobachten? Vorausgesetzt, dass die Teilung an dem Rotationszirkel mit hin
länglicher Genauigkeit, kann man, obgleich kein Nonius da ist, und die Tei
lung nur in ganzen Graden, beim Ablesen nicht leicht über 3' fehlen, und
dies kann bei einer Distanz von 19' erst einen Irrtum von l" hervorbringen.
1) Über die Abweichung der Fixsterne, unterm 29. August 1822 eingesandt.
2) Im Tagebuch der Sternwarte ist als Tag der Ankunft des Heliometers unzweideutig der 23. Mai
1814 angegeben, während es nach dem folgenden Brief an Bessel schon vor dem 18. Mai eingetroifen sein
müsste. Vielleicht ist das Datum dieses Briefes verschrieben und soll 2 8. Mai heissen.
3) Yergl. auch Werke VI, S. 377. Es ist das erste von Fraunhofer hergestellte Heliometer; es
besass ein einziges geteiltes Objektiv, während Dollond vor das eigentliche Objektiv eine zerschnittene
Linse gesetzt hatte. Vergl. auch Brief an Bessel vom 13. November 1814.