7 6 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
»Was übrigens die Bezahlung betrifft, die nicht füglich durch bare Über
sendung des Geldes geschehen kann, so bemerke ich nur, dass dieselbe für
die beiden früher angeschafften Instrumente durch Wechsel auf Augsburg ge
leistet wurde, welche, da die hiesigen Geldnegocianten auf Augsburg keine
Geschäfte machen, damals durch den damaligen Rendanten der Universitäts-
kasse Kienitz aus Kassel herbeigeschafft wurden.
»Noch muss ich bemerken, dass dieses Heliometer noch kein besonderes
Stativ hat. Es ist von München noch keines mitgeschickt, weil keines aus
drücklich bestellt war und der Künstler nicht wusste, ob ein mehr oder
weniger künstliches Stativ gewünscht werde. Ich habe das Heliometer daher
einstweilen auf das Stativ eines von den Fernrohren gesetzt, die sich auf der
Sternwarte befinden, welches freilich für den Augenblick als Notbehelf dienen
kann, aber der Vortrefflichkeit des Instruments selbst durchaus unwürdig ist.
Dieses kann nur dann erst alles leisten, wozu es tüchtig ist, wenn es ein be-
sondres, angemessenes Stativ hat. Man hat die Wahl zwischen einem ordi
nären Fernrohrstativ und einem sogenannten parallatischen Stativ; ersteres
wäre etwas wohlfeiler, allein letzteres gewährt so mannigfaltige und wichtige
Vorteile, dass ich nur für dieses stimmen kann, zumal da dessen Preis immer
kein sehr grosses Objekt sein kann. Ich bitte demnach Ewr. Exzellenzen
um die Erlaubnis, für das Instrument ein besondres parallatisches Stativ in
München bestellen zu dürfen. Bekannt ist es übrigens schon und die drei
hierher gelieferten Instrumente geben davon jedem Kenner auffallende Beweise,
dass das dortige mathematisch-optische Institut seine Preise ungemein billig
setzt; in Beziehung auf dieses Stativ kann ich, wenn es gewünscht wird, auch
vorher erst anfragen.«
Aus dem genannten Grund und wegen der beschwerlichen Benutzung
beschränkte sich Gauss zunächst darauf, einige Voruntersuchungen mit diesem
Instrument zu machen; so bestimmte er die Vergrösserungen (Eintragung in das
Tagehuch der Sternwarte vom 8. Juni 1814) und stellte mit Hilfe des Reichen-
BACHschen Theodoliten eine Zeichnung des Umrisses des Jakobikirchturms her
(Eintragung in das Tagehuch vom 20. August), um diesen zur Bestimmung des
Skalenwertes benutzen zu können; vereinzelt mass er die Durchmesser der
Sonne und des Jupiter, auch des Saturnringes und des Uranus.
Im April 1815 erhielt er endlich das neue Stativ, aber auch hiernach