PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 4. PERIODE, GÖTTINGEN 1816 —1817. 81
Besser, der diese Instrumente von seiner Lilienthaler Zeit her kannte,
gibt auf eine Anfrage von Gauss in seinem Briefe vom 14. Februar 1816
nähere Auskunft über sie.
Die Eintragungen in das Tagebuch der Sternwarte aus der Periode 1813
bis 1816 rühren fast ausschliesslich von Gauss’ Hand her. Sie betreffen, ausser
den Beobachtungen mit dem BoRDA-Kreise und dem Heliometer, solche am
Mauerquadranten, an dem die Sonne zur Zeitbestimmung, sowie der Mond,
Jupiter, Vesta und der Komet 1813 II 1 ) beobachtet wurde. Sehr zahlreich
sind auch hier die korrespondierenden Sonnenhöhen vertreten und Messungen
von terrestrischen Punkten. Daneben findet man eine Reihe von Kreismikro
meterbeobachtungen der Planeten Pallas, Juno, Vesta und von Kometen und
Beobachtungen von Finsternissen 1 2 ). Nur selten kommen im Tagebuch Fixstern
beobachtungen am Mauerquadranten von Harding vor, der die Beobachtungs
reihe für seine Sternkarten dem Abschluss nahe gebracht hatte. Von Januar
bis Juli 1816 ist das Tagebuch gänzlich unterbrochen.
4. (dritte Göttinger) Periode, 1817 — 1818.
Im Oktober 1816 bezog Gauss endlich die neue Sternwarte, deren Bau
sich über so viele Jahre hingezogen hatte. Der Bau war bereits 1802 vom
Könige von Hannover bewilligt worden, wie aus einem Briefe v. Zachs an
Gauss vom 27. April 1802 3 ) hervorgeht, in dem dieser sagt, er sei beauftragt,
den Plan dafür zu entwerfen; auch war im März 1803 Harding nach Göt
tingen gerufen 4 ) worden, um den Meridian für die neue Sternwarte festzulegen.
In der bereits Seite 79 genannten Geschichte der Universität Göttingen 1788
bis 1820, S. 481, von F. Saalfeld ist das Schicksal des Baues der Sternwarte
folgendermassen geschildert:
»Da die bald nach der Stiftung der Universität errichtete Sternwarte
(Teil 2, § 189. 190, S. 266 f.), welche auf einem alten Festungsturm der
1) Teils von Gauss, teils von Harding; veröffentlicht ist nur die Beobachtung der Vesta (Werke
VI, S. 3 7 7).
2) Die Kreismikrometerbeobachtungen von Planeten und Kometen sind meist veröffentlicht- und
Werke VI abgedruckt.
3) Handschrift im GAUSSarchiv.
4) Vergl. Brief von Gauss an Olbers vom 23. März 1803.
XI 2 Abh. 3.
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