88 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
neben aber eine lange Reihe von Bestimmungen terrestrischer Punkte mit
dem RuicHENBACHschen Theodoliten und dem Sextanten, darunter auch solche
zur Vorbereitung der Aufstellung des nördlichen Meridianzeichens. In das
Tagebuch hat sodann Gauss noch seine »Messungen auf dem Michaelisturm in
Lüneburg zur Anknüpfung eines Lüneburger Turms an die Dänischen Drei
ecke« 1818 Oktober 3.—9. eingetragen, womit die Eintragungen zunächst auf
hören; nur vom 30. Oktober 1820 bis 15. April 1822 finden sich darin ausser
Beobachtungen der Kometen 1818 11 und 1821 wieder terrestrische Messungen
im Anschluss an die Sternwarte. Mit diesen schliesst es gänzlich.
Für seine Beobachtungen mit den Meridianinstrumenten von Repsold und
Reichenbach hat Gauss besondere Beobachtungsbücher angelegt.
5. Periode. Der REPsoLDsche Meridiankreis (1818 und später).
Nach dem Eintreffen des REPsoLDschen Meridiankreises im April 1818
widmete Gauss einen grossen Teil seiner Zeit diesem Instrument. Er war,
wie immer, bestrebt, auch hier seinen Untersuchungen das höchste Mass von
Zuverlässigkeit zu geben und nicht auf Kosten grösserer Sorgfalt eine grosse
Anzahl von Beobachtungen zusammenzutragen. Dass er trotzdem viel be
obachtet hat und von ihm auch mit diesem Instrument längere Beobachtungs
reihen angestellt, aber nicht veröffentlicht sind, geht aus dem Folgenden
hervor. Über das Eintreffen des Kreises in Göttingen findet sich in dem oft
erwähnten Tagebuch der Sternwarte folgende Notiz: »1818 April 10. (Freitag),
Ankunft des REPsoLDschen Kreises. Am 11. April kam der Künstler selbst an
und blieb bis zum 19ten Abends bei mir. In dieser Zeit wurde der Kreis
aufgestellt, auch die SnELTONSche Uhr gereinigt. Letztere hatte dadurch eine
Acceleration von ca. 25 s täglich erhalten. Am 20. wurde sie schärfer regu
liert; ihr Stand im Mittage des 20. war, wie sich aus den späteren Beobach
tungen am Kreise ergab, —2®51 und ihr täglicher Gang —1,01«.
Seine Beobachtungen an diesem Kreise hat Gauss in ein besonderes, am
1. Mai 1818 begonnenes, Buch eingetragen, das er Tagebuch der Beobachtungen
am Repsoldschen Meridiankreise betitelt hat und über das er in seinem S. 91
abgedruckten Brief an Besser vom 10. Mai berichtet. Dieses Tagebuch befindet
sich auf der Göttinger Sternwarte, wurde dort aber erst nach Vollendung des