PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 5. PERIODE, REPSOLD-KREI8. 103
Allein dass mein ß auch noch etwas kleiner ist als bei Bessel, nimmt mich,
wie gesagt, etwas Wunder. Es wäre interessant, diese Grössen für viele Be
obachter und Instrumente zu diskutieren. Da ich erwarten kann, dass bei
Reichenbachs Mittagsfernrohr für mich a und ß wenigstens nicht grösser aus-
fallen werden, als bei Repsolds Instrument, und jenes 7 Fäden hat, so wird,
wenn jenes Instrument dieselbe Stabilität hat wie dieses, ein einjähriger Kursus
gewiss ebenso zuverlässige Resultate hervorbringen, als ein dreijähriger von
Königsberger Beobachtungen. Ich habe keinen Zweifel, dass Bessel seine
Meinung von seinen Instrumenten etwas herabstimmen wird, wenn er erst im
Besitz des REiCHENBACHschen Meridiankreises sein wird.
»Bald werde ich nun auch den Apparat in Tätigkeit setzen, um die Tei
lungsfehler des REPsoLoschen Kreises zu bestimmen. Ich habe darüber bereits
mehrere höchst merkwürdige Erfahrungen 1 ). Sonnen-Beobachtungen habe ich
noch nicht sehr viele gemacht, aber alle konkurrieren, dasselbe Resultat zu
geben, was die Repetitionskreise 1 2 ) gegeben haben. Die Polhöhe aus Sonnen-
Beobachtungen ist etwa 5" kleiner als aus Zirkumpolarsternen; ebenso stimmen
meine Deklinationen südlicher Sterne nicht mit den BEssELschen, sondern sehr
nahe mit den PoNüschen überein und fallen eher noch jenseits. Inzwischen
beweist dieses alles noch gamichts entschieden. Über die Konstantenfehler
der Höhenmessungs-Instrumente sind noch von Niemand Untersuchungen an
gestellt, auch von Bessel nicht. Meine Meinung ist, dass jedes Instrument
hierbei ein Individuum ist, und dass wir das Wahre noch garnicht kennen.
Jedes Instrument wird seinem Bau nach, sowie wegen der Biegungen der
Teile Fehler der gemessenen Zenitdistanzen von der Form a sin z + ß cos z
haben; der zweite Teil fällt weg bei Instrumenten, die umgewandt werden
können, also nicht bei Ponds Kreise, aller Wahrscheinlichkeit nach ist er
aber unmerklich. Allein der erste Teil kann meiner Meinung nach durch
alles Äquilibrieren nicht mit Gewissheit weggeschafft werden, und ich sehe
durchaus kein Mittel, ihn zu erforschen, als durch den Quecksilber
horizont. Leider sind diese Beobachtungen sehr mühsam, und ich habe bisher
nur erst ein paar gemacht, die zeigen, dass a bei Repsolds Kreise nur sehr
klein sein kann. Wäre Bessels Kreis fehlerfrei, so müsste nach den Resul-
1) Hierüber finden sich Notizen im Handbuch Ba (15), S. 100—107. — Brdl.
2) Vergl. die oben besprochenen Beobachtungen mit dem BoRDAkreise. — Brdl.