104 MARTIN BRENDER, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
taten zu schliessen, a bei Ponds Kreise etwa = — 3'^3 und bei Repsords Kreise
= — 4"8 sein, was anzunehmen mir schwer wird; eher möchte ich zugeben,
dass Ponds Kreis fehlerfrei sei, und a = — l"5 bei mir und = -J- 3"3 bei
Besser. Immer bleibt mir einiger Unterschied zwischen Mittelpunkt der Sonnen
figur und Schwerpunkt sehr wahrscheinlich 1 ). Leider kommt die Ungewissheit
der Refraktion dazu; die Sonnenbeobachtungen darf man ohne Petitio prin-
cipii nicht mit zuziehen und bei den Zirkumpolarsternen wird wohl immer
1 Prozent Ungewissheit bleiben. Meine eigenen Beobachtungen würden sogar
sehr entschieden zeigen, dass die BsssELsche Refraktion etwas vermin
dert werden müsse, wenn nicht die Teilungsfehler erst noch untersucht werden
müssten. Bis dahin muss ich mein Urteil noch suspendieren.«
Wir ersehen aus dem Briefwechsel und dem noch vorhandenen Material,
dass Gauss einen umfangreichen Beobachtungsplan aufgestellt hatte, von dem
er auch einen grossen Teil ausgeführt hat, ohne ihn jedoch zum Abschluss
zu bringen und ohne die Ergebnisse, mit Ausnahme der gelegentlich im Me
ridian angestellten Planetenbeobachtungen, zu veröffentlichen. Im Inventar
der Göttinger Sternwarte befindet sich ausser dem oft genannten Tagebuch
des RnpsoLDschen Kreises und den beiden Tagebüchern der REicHENBAcnschen
Meridianinstrumente noch ein Buch mit dem Titel Rechnungen und Notizen,
die Beobachtungen an den Meridiankreisen betreffend. Dies Buch enthält auf
den ersten Seiten unter der Überschrift »Verzeichnis zu beobachtender Sterne«
eine, übrigens nicht vollständig ausgefüllte Liste von 316 Sternen, in der die
Zirkumpolarsterne vorherrschen und übrigens doppelt aufgeführt und gezählt
sind, entsprechend der Beobachtung in beiden Kulminationen. Das Buch ent
hält weiterhin einige wenige Notizen und einzelne Reduktionen der Beobach
tungen am REPsoLDSchen Kreise und eine Zusammenstellung der Ergebnisse
bis Ende 1818 unter der Überschrift »Resultate der beobachteten Zenitdistanzen
bis Ende 1818«. Dabei ist die daraus folgende Polhöhe angegeben unter der
Annahme der Deklinationen nach Besser, Piazzi, Pond und Oriani. Weiter
hin finden sich in dem Buche noch einige Notizen über das ReichendAcnsche
Passageninstrument und eine Zusammenstellung von Reduktionsformeln.
Nach dem Tagebuch hat Gauss in der Zeit vom 3. Juni 1818, nach Ein-
l) Vergl. oben S, 62 und 63. — Brdl.