PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 6. PERIODE, REICHEN BACH-KREIS. 1 25
nationen mit den neuen BessELSchen (Werke XL 1, S. 338 und 348). Unter
Anwendung der hieraus folgenden Biegung erzielt er wieder Übereinstimmung;
sein Wert der Polhöhe bestätigt sich und erhält nur eine Verminderung von
wenigen Zehntelsekunden 1 ) und damit übrigens eine fast vollkommene Über
einstimmung mit neueren Bestimmungen.
Die Schwierigkeiten, die sich für Gauss wie für Bessel bei der Berück
sichtigung der Refraktion und der Biegung der Instrumente boten, führten zu
manchen Zweifeln bei den Reduktionen. Die Unsicherheit der ersteren wurde
durch Bessels neue Refraktionstafeln 1 2 ) fast gänzlich behoben. Um den Einfluss
der Biegung zu bestimmen, war Bessel auf den Gedanken gekommen, ausser
dem direkten Sternhilde das von einem künstlichen Horizont reflektierte Bild
zu beobachten, (vergl. Brief an Gauss vom 20. März und Briefe an Olbers vom
11. Mai und vom 3. August 1820, Werke XI, 1, S. 318f.) und Gauss hatte fast
gleichzeitig ebenfalls das Bild des Polarsterns im Wasserhorizont beobachtet
(vergl. Brief an Bessel vom 12. Mai 1820, Werke XI, 1, S. 323 und VI, S. 4 32).
Indessen sagt Gauss schon im Briefe an Olbers vom Mai 1819 (vergl. oben
S. 103), dass »jedes Instrument seinem Bau nach, sowie wegen der Biegungen
der Teile Fehler der gemessenen Zenitdistanzen von der Form ct sin z -f- ß cos z
haben wird«, und dass er »durchaus kein Mittel« sieht, um den Koeffizienten a
»zu erforschen, als durch den Quecksilberhorizont« 3 ) (auch Werke VI, S. 427).
Den Vorschlag, der Unsicherheit in der Bestimmung des Zenitpunktes durch
Beobachtung des reflektierten Bildes zu entgehen, hatte Bessel schon 1809 im
Berliner Astronomischen Jahrbuch für 1812 gemacht 4 ).
Gauss’ Beobachtungen des direkten und des reflektierten Bildes des Polar
sterns zur Bestimmung der Polhöhe mit Berücksichtigung der Biegung aus
den Jahren 1820 und 1 824 sind in der Abhandlung Bestimmung des Breiten
unterschiedes zwischen den Sternwarten Altona und Göttingen (Werke IX, S. 40
1) Brief an Bessel vom 14. März 1824 (Werke XI, l, S. 338).
2) In den Fundamenta Astronomiae (vergl. oben S. 59); von Gaüss in etwas bequemere Form ge
bracht (H, C. Schumacher, Sammlung von Hälfstafeln 1822) und von Bessel verbessert im Berliner
Astron. Jahrbuch für 1826 (vergl. den Brief von Bessel an Gauss vom 7. November 1822).
3) Das Tagebuch des KEPSOLDSchen Kreises weist zuerst am 28. Januar 1819 eine Beobachtung des
Polarsterns im Quecksilberhorizont auf.
4) Bessels Werke II, S. 3 und 4.