Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

126 MARTIN RRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
bis 47) niedergelegt; sie führten schliesslich zu dem Wert 51° 31' 47"85 für die 
Göttinger Polhöhe (Platz des REicHENBACHSchen Meridiankreises). 
Während der im vorigen besprochenen ersten Beobachtungsreihe mit dem 
ÜEicHENBACHschen Meridiankreis vom Februar bis September 1820 begannen 
die ersten Vorbereitungen für die Hannoversche Gradmessung; im Mai 1820 
bewilligte der König die Mittel zur Fortsetzung der dänischen Gradmessung 
durch das Königreich Hannover und, nachdem die Nachricht von dieser Be 
willigung schon allgemein bekannt war, forderte ein Ministerialerlass vom 
30. Juni 1820 Gauss auf, »über die Art und Weise und über die Zeit, zu 
welcher diese Arbeit unternommen werden kann, wie über die etwa erforder 
lichen Kosten und sonst zu treffenden Vorkehrungen« Bericht 1 ) zu erstatten; 
vergl. Brief an Gebers vom 8. Juli 1820. 
Am 28. Juni 1820 schreibt Gauss an Bessel: Ȇberhaupt, so sehr ich die 
Astronomie liebe, fühle ich doch das beschwerliche des Lebens eines prak 
tischen Astronomen ohne Hilfe oft nur zu sehr, am peinlichsten aber darin, 
dass ich darüber fast gar nicht zu irgend einer zusammenhängenden grossem 
theoretischen Arbeit kommen kann. Meine Abhandlung über die Anwendung 
der Wahrscheinlichkeitsrechnung auf die Naturwissenschaften, die eine neue 
Begründung der Methode der kleinsten Quadrate und sehr viel anderes neues 
enthalten wird, liegt schon seit länger als Jahresfrist halbvollendet. Ich weiss 
daher kaum, ob ich mich darüber zu freuen habe, dass der König die Fort 
setzung der dänischen Gradmessung durch das Königreich Hannover genehmigt 
hat, in Rücksicht auf welche übrigens über das Wann und Wie der Ausführung 
bis jetzt noch nichts bestimmtes verfügt ist.« Auch im Briefe an Gebers vom 
13. Februar 1821 klagt er über die Zersplitterung seiner Zeit; er schreibt: 
»Bis Ende Januar war hier fast ununterbrochen bedeckter Himmel, so dass 
in meinem Tagebuche eine grosse Lücke ist. Aber auch nachher habe ich 
mich nur auf die Kometenbeobachtungen und die Durchgänge von ein paar 
Sternen beschränkt, indem ich die zufällige Unterbrechung einer meiner Vor 
lesungen benutzt habe, wieder eine theoretische Arbeit vorzunehmen, die ich 
schon 1818 angefangen, aber bei meiner zerstückelten Zeit und so mannig 
faltigen zum Teil widerwärtigen und nicht immer die zu solchen Arbeiten 
1) Vergl. den Aufsatz von Galle, Abhandlung i dieses Bandes.
	        
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