158 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
so sehr an der Ausarbeitung, als an der grossem Vervollkommnung einzelner
Teile derselben. Manches, glaube ich, ist mir gut gelungen und hat wenig
stens eine von der vorigen ganz verschiedene Gestalt bekommen«, und in der
Vorrede zur Theoria motus selbst: »Methodi enim ab initio adhibitae identidem
tot tantasque mutationes passae sunt, ut inter modum, quo olim orbita Cereris
calculata est, institutionemque in hoc opere traditam vix ullum similitudinis
vestigium remanserit«').
Indessen hat Gauss gelegentlich den einen oder anderen Teil seiner
älteren Methoden auch in der Theoria motus erwähnt 1 2 ).
Wie Gauss auch in art. 2 der Summarischen Übersicht hervorhebt, stützt
sich die erste Berechnung der völlig unbekannten Bahn eines Himmelskörpers
aus drei Beobachtungen auf die Lösung zweier verschiedener Aufgaben:
Erstens: auf irgend eine Weise eine genäherte Bahn zu finden.
Zweitens; diese Bahn so zu »verbessern«, dass sie den Beobach
tungen so gut als möglich Genüge leistet.
Ist die Bahn schon auf irgend eine Weise genähert bekannt, so entfällt
die erste Aufgabe.
Im besonderen gelangt man zur Lösung der ersten Aufgabe, indem man
anstatt der beiden Angaben, die der mittlere beobachtete geozentrische Ort
liefert, zwei andere benutzt 3 ); als solche stellt man sich am einfachsten die
Abstände des Planeten von der Erde im ersten und dritten Ort vor. Das
wichtigste ist also zunächst die Auffindung genäherter Werte dieser beiden
Grössen und dies ist auf zwei wesentlich verschiedenen Wegen möglich, ent
weder durch eine reine Versuchsmethode, die im ersten Grunde auf Erraten
beruht, oder durch systematisches Vorgehen.
Die reine Versuchsmethode besteht in irgend einer willkürlichen An
nahme über die beiden Stücke, auf Grund deren man die Bahn berechnet
und die Abweichung von den Beobachtungen feststellt; durch weitere Ver
suche kann man zu brauchbaren Näherungswerten der beiden Stücke und
damit der Bahnelemente gelangen. Da aber die anzunehmende Hypothese
sich auf zwei Stücke erstreckt, so werden die Versuche sich in der Regel als
1) Werke VII, 1906, S. 8—-9.
2) Yergl. die Einleitung, Werke VII, 1906, S. 9.
3) Vergl. Theoria motus, art. 119.