THEORETISCHE ASTRONOMIE. BESONDERE FÄLLE DER BAHNBESTIMMUNG. 183
Briefe an v. Zach vom 8. Juli 1806: »Es ist mir übrigens überaus lieb, dass
ich nicht schon 1802 meine Methode, wie ich die Ceres- und Pallasbahn be
rechnet hatte, bekannt gemacht habe, so viele Aufforderungen auch deshalb
an mich gelangten. Denn seitdem habe ich noch immer an der Vervoll
kommnung der Methode selbst gearbeitet, besonders in dem vorigen Winter,
und ihre jetzige Gestalt sieht ihrer ersten fast gar nicht mehr ähnlich. Um
hiervon eine Probe zu geben, will ich nur eines Umstandes erwähnen. Da
das Problem so sehr verwickelt ist, so ist es der Natur der Sache nach nicht
anders möglich, als dass bei der allerersten Annäherung einige Voraussetzungen
gemacht werden müssen, die nur näherungsweise richtig sind (wie z. B. bei
Dr. Olbers’ Methode die ist, dass die Chorden bei der Erde und dem Ko
meten durch die mittleren radii vectores im Verhältnisse der Zwischenzeiten
geschnitten werden). Voraussetzungen von dieser Art liegen also auch nach
meiner Methode bei der ersten Annäherung zugrunde, und zwar solche, die
desto weniger von der Wahrheit ab weichen, je kleiner die Zwischenzeiten
sind. Man darf also die Beobachtungen, auf die man die erste Annäherung
gründet, nicht gar zu weit von einander entfernt annehmen, weil man sonst
vermöge der näherungsweise wahren Voraussetzung bei der ersten Rechnung
gar zu weit von der Wahrheit Zurückbleiben, und daher zu viele und be
schwerliche Wiederholungen der Verbesserungsmethoden machen müsste. Doch
konnte ich, wie meine Methode 1802 war, bei der Pallas sogleich Beobach
tungen anwenden, die 27 Tage auseinander waren; viel weiter hätte ich in
des doch nicht gehen mögen. Dagegen ist jetzt meine Methode so beschaffen,
dass ich neulich, als ich die mir von Ihnen gütigst mitgeteilten Beobachtungen
Orianis von 1805 zu einem, für mein Werk bestimmten Exempel benutzen
wollte, und also dieselben so behandeln musste, als w T enn ich von der Pallas
bahn noch gar nichts wüsste, sogleich und zwar mit dem allerglücklichsten
Erfolge die äussersten, 71 Tage von einander entfernten Beobachtungen zu
grunde legen konnte 1 ), und es leidet gar keinen Zweifel, dass ich darin noch
beträchtlich weiter hätte gehen können.«
Im art. 159 der Theoria motus gibt Gauss ein Beispiel für die Bahnbe
stimmung der Ceres, bei dem die Beobachtungen 260 Tage auseinanderliegen.
Doch ist hierzu folgendes zu bemerken: In der Gleichung 12) sind —,
l) Vergi. Theoria motus, art. 16 6. — Brdl.