Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

196 MARTIN BRENDEL, ÜBER DIE ASTRONOMISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
rechnen wolle, dass er es aber für voreilig halte, die Störungen der im März 
1802 entdeckten Pallas schon jetzt vorzunehmen, ehe sie eine längere Zeit 
hindurch beobachtet sei; er schreibt in diesem Briefe: »Auf die Störungen 
eher Rücksicht zu nehmen, ehe die Pallas einen weit grossem Bogen be 
schrieben hat, scheint mir übrigens ziemlich überflüssig. Eine ohne Rück 
sicht auf dieselben den Beobachtungen genau angepasste Ellipse schliesst 
diese schon mit ein und muss sie eine geraume Zeit einschliessen. Es scheint 
mir daher nicht bloss eine unnötige, sondern selbst eine missliche Arbeit, von 
Grössen, deren kleine Unterschiede, und noch kleinere Unterschiede der Unter 
schiede, die Quelle unserer Kenntnis sein müssen, sehr grosse Quantitäten 
(wie die Störungsgleichungen gewiss bei Pallas sein müssen), die sich noch 
dazu bei dem jetzigen Zustande der Perturbationstheorie keineswegs sehr ge 
nau bestimmen lassen, erst abzuziehen, um sie nachher wieder hinzusetzen zu 
müssen. Wenn ich den Einfluss des Jupiter in diesem Jahre zu untersuchen 
Lust und Müsse bekommen sollte, so würde ich einen andern Weg ein- 
schlagen und die Elemente selbst als veränderlich ansehen; ich vermute so 
gar, dass dies bei der Pallas überhaupt auch künftig vorzuziehen sein wird; 
denn wenn man, wie sonst gewöhnlich, den nach mittlern Elementen berech 
neten Ort durch Gleichungen wird verbessern wollen, so denke ich, werden 
diese so gross und zahlreich sein, dass wenigstens meine Geduld schwerlich 
zureichen würde, eine grosse Anzahl Örter auf diesem Wege zu berechnen. 
Ich denke fast, es wird immer leichter sein, einen Ort aus Elementen ohne 
Tafeln zu berechnen, als mit Tafeln vielleicht 30 oder 40 Gleichungen für 
Länge, Breite und Radiusvektor zu berechnen, und es scheint mir daher, dass 
es wohl vielleicht das Beste sein wird, dass man in den Tafeln wenigstens 
vor der Hand etwa von 3 Monat zu 3 Monat die veränderlichen oskulierenden 
rein elliptischen Elemente angibt. Vielleicht wäre dies selbst bei der Ceres 
nicht ohne Nutzen. — Übrigens glaube ich auch, dass die Pallas nach einigen 
Umläufen das beste Mittel sein wird, die Masse des Jupiter zu bestimmen.« 
Schon in diesem Briefe deutet Gauss an, dass die Berechnung der Ele- 
mentenstörungen vermutlich den Vorzug vor der der Koordinatenstörungen 
verdiene; doch scheint er in dieser Frage später unschlüssig gewesen zu sein *), 
was darin seine Erklärung findet, dass es wesentlich von der angewandten Me- 
i) Vergi, den folgenden Brief und S. 203,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.