Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

THEORETISCHE ASTRONOMIE. STÖRUNGSRECHNUNGEN. GESCHICHTLICHES. 209 
Grund wo anders zu suchen ist. Es wäre auch heute noch von Interesse, diese 
Rechnungen nochmals durchzusehen und womöglich zu veröffentlichen. Im 
Briefe an Olbers vom 15. Juni 1814 sagt Gauss, dass die Übereinstimmung 
besser wird, wenn er allen Störungen der Epoche das entgegengesetzte Vor 
zeichen gibt. Da nach Werke VII, 1906, S. 587 bei den Störungen durch Mars 
die gleichen Formeln mit entgegengesetztem Vorzeichen benutzt sind, so liegt 
der Verdacht eines Fehlers im Vorzeichen allerdings nahe. 
Die Berechnung der Störungen der Pallas durch Mars sollte nach einem 
Briefe von Gauss an Olbers vom 8. April 1813 1 ) anscheinend Encke über 
nehmen; indessen sehen wir, dass Gauss selbst 1814 mit dieser Berechnung 
beginnt und dabei teilweise eine neue besondere Methode anwendet, die man 
wieder, wie die zweite Rechnung der Ceresstörungen, als eine gemischt ana 
lytische und interpolatorische bezeichnen kann, und bei der er das Verhalten 
der Funktion r 2 -f-r' 2 — 2r?*' cos w im komplexen Gebiet untersucht 2 ). 
Schon im Sommer 1802 äussert sich Gauss in Briefen an Olbers dahin, 
dass die neuen Planeten und insbesondere Pallas ein vorzügliches Mittel bieten 
werden, um die Jupitermasse zu bestimmen und im April 1814 machte er den 
ersten Versuch hierzu, indem er auch diese Masse in die Gleichungen zur Ver 
besserung der Elemente einführte; die entsprechende Rechnung ist Werke 
VII, 1906, S. 562 f. abgedruckt. Er fand hier den Wert • Nach einer 
späteren Rechnung, über die er im Briefe an Olbers vom 24. Juli 1816 be 
richtet und bei der die Saturn- und Marsstörungen berücksichtigt sind, fand 
er die Jupitermasse gleich -y^, also einen sehr genauen Wert, da sie nach 
den besten Bestimmungen von Newcomb 10 4 74 beträgt. 
Die Rechnung der Marsstörungen ist der einzige Teil von Gauss gewal 
tigem Unternehmen über die Pallas, der nicht vollendet ist und hier war die 
noch zu leistende Arbeit sehr gering. 
Die Pariser Preisfrage war inzwischen auf das äusserste bis zum Jahre 
1816 hinausgeschoben worden. Olbers schreibt an Gauss am 25. Januar 1815: 
»Ich hoffe doch . . . Sie werden Ihre Methode dem Pariser Institut mitteilen. 
Nur Ihretwegen hat man den Preis so lange offen gelassen.« Gauss kam aber 
nicht dazu, die Arbeit fertigzustellen und einzusenden; er schreibt an Olbers 
1) Werke VII, 1906, S. 422. 
2) Yergl. unten, S. 249 ff. 
XI2 Abh. 3. 
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