Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

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A. GALLE, UBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
um zu sehen, wie die Resultate passen würden. Als Gehilfen hatte ihm Albers ') 
den Artillerie-Kapitän Müller (seinen späteren langjährigen Mitarbeiter) vor- 
geschlagen, er nahm aber für dieses Mal Schumachers Anerbieten an, der ihm 
seinen Gehilfen Kapitän Caroc zur Verfügung stellen wollte. Da aber Caroc 
zunächst noch in Lauenburg mit der Winkelmessung beschäftigt war, wurde 
Ursin (Georg Frederik Krüger) damit beauftragt, Gauss an die Hand zu gehen. 
Nachher kam noch Schumacher selbst mit einem REPsoLDscben achtzölligen 
Theodolithen nach Lüneburg. Die Messungen der beiden Winkel Hamburg- 
Hohenhorn und Hohenhorn-Lauenhurg fanden auf dem Michaelisturm in Lüne 
burg statt. Die grosse schöne Laterne desselben war aus ganz solidem Stein und 
die Zentrierung leicht und sicher 1 2 ). Bei diesen Beobachtungen erhielt Gauss durch 
ein die Sonne spiegelndes Fenster des Michaelisturmes in Hamburg, das ihn 
beim Beobachten störte, die erste Anregung zu der im Herbst 1820 gemachten 
Erfindung des Heliotrops. Die beiden am 8. und 9. Oktober 1818 gemessenen 
Hauptwinkel teilte Gauss Ende des Monats Schumacher mit (G.-Sch. Nr. 84). 
Auch die Zenitdistanzen der drei Punkte hatte er gemessen. Eine Anzahl 
von Richtungen nach Nebenpunkten hatte er bereits am 3. Oktober beob 
achtet, wobei er auch Wilsede hatte mitnehmen wollen, das in dem Epailly- 
schen Dreiecke Hamburg-Wilsede-Lüneburg vorkam, aber wohl nicht zu 
sehen war. Am 9. Oktober bestimmte er noch auf der Bastei vor einem 
Tore von Lüneburg zum Zwecke der Zentrierung mit dem Theodoliten die 
Winkel zwischen den verschiedenen Türmen und dem Standpunkte von 
Schumachers Theodolit. Über die Lüneburger Messungen sandte Gauss einen 
Bericht nach Hannover und beantragte die Bewilligung eines grösseren Theo- 
1) H. C. Albers hat sich durch eine nach ihm benannte flächentreue Kegelprojektion bekannt ge 
macht. Der Empfehlungsbrief von H. C. Albers an Gauss lautet : »Durch den Herrn Prof. Schumacher 
habe ich . . . erfahren, dass Euer Hochwohlgeboren den Auftrag bekommen haben, hierher zu kommen, um 
den Punkt Lüneburg an die Dreiecksmessung anzuschliessen, die Herr Prof. Schumacher jetzt im speziellen 
Auftrag seines Königs vollzieht. Vielleicht fehlt es Ihnen an einem tüchtigen Gehilfen und in dieser Ab 
sicht wage ich es, Ihnen einen Freund, den jetzigen Artillerie-Kapitän, Herrn Dr. Müller (nicht den In 
genieur-Kapitän und Aide General-Quartiermeister gleichen Namens) in Hannover vorzuschlagen, der einer 
Ihrer würdigsten Schüler ist und das Wenige, was an seiner Brauchbarkeit vielleicht noch fehlen möchte, 
sicher bald erwerben und durch Fleiss ersetzen wird. Auch Schumachers Freund ist er, da er vor dessen 
Rufe nach Mannheim mit ihm eine zeitlang in Hamburg sich aufgehalten hat«. 
2) Gauss wohnte auf Albers’ Rat im Schütting, einem vom Michaelisturm etwas entfernten Gasthof 
am Markte.
	        
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