Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

62 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
an den Beobachtungen teil, von denen er durch die Hitze des Sommers er 
mattet am 18. Juli etwas überstürzt heimkehrte 1 ). Fast überraschen muss es, 
dass er im Anfang 1820 aus freien Stücken an Schumacher schrieb, es würde 
ihm grosse Freude machen, in diesem Jahre nochmals einige Wochen in Schu 
machers Gesellschaft zuzubringen und an seinen Arbeiten teilzunehmen 1 2 ). Nur 
dass die hannoversche Gradmessung trotz eines freundlichen Schreibens des 
Grafen Münster noch immer nicht bewilligt war, rief in Gauss das Gefühl 
der Besorgnis hervor, durch einen Antrag auf eine dritte mit der Gradmessung 
nur in loser Verbindung stehende Unternehmung, nämlich die Basismessung, 
lästig zu werden. Wohl nicht ohne die Absicht, seinen Plan von dänischer 
Seite gefördert zu sehen, sprach er zugleich seine Bereitwilligkeit aus, auf 
einen von Schumacher geäusserten Wunsch (G.-Sch. Nr. 95) einzugehen, in 
den Göttinger Anzeigen einen Aufsatz über die dänische Gradmessung zu 
veröffentlichen und darin ihrer Förderung durch König Friedrich VI. zu ge 
denken. Freilich wollte er eine blosse Huldigung um so mehr vermeiden, als 
darin ein verblümter Druck auf seine Regierung erblickt werden könnte. Die 
Bereitstellung der Mittel für die Fortführung der Dreiecksmessungen sollte 
freiwillig geschehen, nur dann, aber dann auch recht gern wolle er im wissen 
schaftlichen Interesse das persönliche Opfer bringen, als das er die ihm be 
vorstehende Tätigkeit ansah. Bereits nach wenigen Wochen konnte Schumacher 
melden, der König habe an seinen Gesandten in London Ordre geschickt, von 
der Hannoverschen Regierung die Gegenwart von Gauss bei der Grundlinien 
messung zu erbitten, woran sich noch seine Teilnahme an den Beobachtungen 
in Lauenburg schliessen sollte. — In einer formellen, wohl zugleich an die 
Adresse des Königs gerichteten Antwort gab Gauss seine Bereitwilligkeit kund: 
»Vor allen Dingen muss ich Ihnen zu erkennen geben, wie sehr ich mich 
dadurch geehrt fühle, dass Ihr vortrefflicher König meine Gegenwart bei Ihrer 
1) Darauf deuten die in der Eile zurückgelassenen Kleidungsstücke (G.-Sch. Nr. 93/4). 
2) Die Gründe, die ihn hierbei leiteten, erhellen aus dem Berichte vom 27. Februar 1820, hier genüge 
der Hinweis auf folgende Stelle: Da die ganze Gradmessung in extenso in einem eigenen Werke der ge 
lehrten Welt bekannt gemacht werden soll, wird die Anwesenheit eines Zeugen bei einigen der wichtigsten 
Operationen dazu dienen, die Authentizität zu verstärken (Werke IV, S. 4 87). — Bei der Basismessung waren 
ausserdem noch, wie es scheint, Struye (vgl. Struye, Arc du méridien), Walbeck und Gebers zugegen, 
und als Mitarbeiter von Schumacher u. a. Hansen, der dann 1 825 Leiter der Sternwarte auf dem See 
berge bei Gotha wurde.
	        
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