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A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
auch während dieser Zeit ein steinernes Postament auf Breithorn gesetzt 1 ) und
zugleich der Durchhau von Breithorn nach Scharnhorst durch den Haassel
grösstenteils vollendet 1 2 3 ). Er begab sich daher gleich nach Breithorn, stellte
seine Instrumente auf und fing unmittelbar, nachdem der letzte Baum gefallen
war, die Beobachtung an. »Dieser Durchhau ist wirklich eine Art von mathe
matischem Triumph geworden; als der letzte Baum fiel, hatte ich das Scharn
horstpostament zwischen den beiden Vertikalfäden« schrieb Gauss an Gerling.
Der eine und grössere Teil der Schwierigkeit war also glücklich überwunden ,f ).
Für die weitere Fortsetzung im Norden war schon früher der Timpenberg
aufgefunden, der sich mit Wulfsode, Wilsede und Hamburg verbinden liess,
so dass hierdurch die Verbindung mit Hamburg schon vollständig möglich
war, doch hätte Gauss gern wegen des in Hamburg etwas spitzen Winkels noch
die Verbindung Timpenberg-Lüneburg (die durch das Ende des Süsing geht)
mitgenommen. Nun konnte zwar vom 18.—21. September in Wulfsode beob
achtet werden, aber leider war Lüneburg nicht zu sehen. Deshalb ging Gauss am
22. September nach dem Zwischenpunkte Timpenberg, wo er sich überzeugte,
dass ein schon begonnener Durchhau nach Lüneburg nicht zum Ziele führte
und daher aufgegeben werden musste. Es musste also für dieses Jahr von der
Einschaltung eines weiteren Zwischenpunktes abgesehen werden; am 23. und
24, September wurden noch die Messungen in Wulfsode vollendet. Vom
26. September bis 7. Oktober wurden die obgleich sehr zahlreichen Messungen
in Wilsede schnell absolviert, wo noch zwei ScnuMACHERSche Punkte Syk und
Hohenborn gesehen und festgelegt werden konnten. Nach Hohenborn konnte
auch von da aus Licht gesendet werden. In Wilsede hat Gauss an einem
Tage bei sehr schöner Luft 150 Winkel ohne Heliotroplicht gemessen, was
ihm in gleichem Umfange nur noch zweimal während seiner ganzen Beobach
tungstätigkeit gelungen ist. Als neunte und letzte Station des Jahres 1822 folgte
1) Bei der Seltenheit der Steine in der Heide mussten dazu Grabsteine einige Meilen weit hergeholt
werden. Auf allen Dreieckspunkten diente ein etwa 3 1 / t —4 Fuss hohes aufgemauertes steinernes Postament
zur Aufstellung des Heliotropen und des Theodoliten. Auf der Station Garssen musste wegen der zu kleinen
Dimensionen des Postaments der Theodolit etwas verschieden vom Heliotropplatz aufgestellt werden.
2) Die beiden Durchhaue von Breithorn nach Hauselberg und von Breithorn nach Scharnhorst hatte
Hauptmann Müller mit so viel Präzision durchgeführt, dass, sowie der letzte Baum fiel, die schon aufge
mauerten Postamente in der Mitte der schmalen Spalte erschienen (G.-Sch. Nr. 1 55).
3) Vergl. G.-G. 7. ll. 1822.