DIE EIGENTLICHEN WINKELMESSUNGEN 1821 —1823.
83
sischen Meridianbogen lierbeizufühxen. Er hielt diese Messungen in Ver
bindung mit Azimutalbestimmungen in Bentheim oder einem andern westlichen
Orte für ebenso wichtig hinsichtlich des obersten Zweckes, nämlich in Rück
sicht auf die Gestalt der Erde, als die Breitengradmessung. Nicht geringer
wäre der Nutzen für die Geographie des Königreichs Hannover anzuschlagen,
wenn die Messungen einen soviel grösseren Teil desselben umfassten. Er
legte aber Wert darauf, zu dieser Erweiterung seiner Gradmessung aufgefordert
zu werden und bat Olbers, durch seine Beziehungen zu den Bremer Behörden
einen solchen Vorschlag in Anregung zu bringen. Eine Beschleunigung dieser
Angelegenheit war ihm um so mehr erwünscht, als er fürchtete, dass seine
Dreieckspunkte, bei denen fast kein Steinpostament unbeschädigt geblieben
war, verloren gehen könnten 1 ).
Olbers ging darauf ein und erreichte, dass der Bremer Senat durch den
Bürgermeister Schmidt bei der Hannoverschen Regierung diese Vermessung be
antragte, da sie insbesondere auch für die Stadt Bremen von praktischer Bedeu
tung war. Bremen erklärte sich bereit, einen Gehilfen zu stellen und da Kulen-
kamps Bewerbung zurückgezogen wurde, nahm Gauss den ebenfalls von Olbers
genannten Studiosus Klüver in Aussicht, der schon in Göttingen bei Gauss
gewesen war und vom Bremer Senat begünstigt wurde. Zur Erprobung seiner
Brauchbarkeit schlug Gauss vor, ihm die Erkundung des EpAiLLYschen Punktes
Haverloh bei Verden zu übertragen. Es handelte sich darum zu entscheiden,
ob das Dreieck Haverloh-Wilsede- Falkenberg möglich sei. Dass Bremen,
Asendorf und Wilstädt dort sichtbar seien, nahm Gauss ohne weiteres an.
Diese Rekognoszierung, an der sich noch der Wasserbauinspektor Blohm aus
Bremen mit seinem Bruder beteiligte, blieb zunächst ungenügend. Da wegen
Schumachers erst Ende Mai bevorstehender Rückkehr von Kopenhagen nach
Altona die Anschlussmessungen bei Hamburg aufgeschoben werden mussten, so
entschloss sich Gauss, selbst am 15. Mai nach Bremen zu fahren. Auf dem
Wege dahin erfuhr er in Hannover, dass das Ministerium seinen Plänen nichts i)
i) Eine Festlegung oder Sicherung seiner Dreieckspunkte hat Gauss nirgends vorgesehen. Auch
auf den Postamenten waren die eigentlichen Dreieckspunkte nicht fixiert. Die Zielpunkte waren zuweilen
durch die Kreise, die Gauss durch die drei Fussspitzen des Heliotrops beschrieb, als Zentrum des Kreises
erkennbar. Yergl. G.-Sch. Nr. 252.