84 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
in den Weg legte 1 ). Er wollte von einem Turme in Hannover eine grosse
Menge von Punkten festlegen, die von Deister aus eingeschnitten waren, was
er aber erst später ausführte. Er ging dabei von der Ansicht aus, dass es
im allgemeinen viel kürzer, wohlfeiler und schärfer sei, die Türme, die im
Innern eines Dreiecks ersten Ranges liegen, durch Schnitte von den Haupt
punkten mit einem »superieuren« Instrument zu bestimmen, als durch ein Sy
stem von sogenannten Dreiecken zweiten und dritten Ranges mit einem unter
geordneten Werkzeuge (G.-O. Nr. 474). Am 19. Mai brach er von dort nach
Bremen und Rothenburg 1 2 ) auf, wo er bis zum 28. blieb. Er durchmusterte
besonders die Horizonte der Bremer Türme, während Müller hieran eine
längere Erkundungsreise zwischen Bremen und Wilsede anschloss.
38. Timpenberg, Niendorf, Lüneburg, Hamburg, Altona, Hannover, Göttingen,
Brocken, Hohehagen. Am 30. Mai 1823 begann Gauss die eigentlichen Ar
beiten dieses Sommers und zwar auf dem Timpenberge. In Niendorf, der
folgenden Station, die von seinem Aufenthaltsorte Bäzendorf nur durch eine
beschwerliche Fusswanderung zu erreichen war, musste die Verbindung mit
Timpenberg erst durch einen Durchhau geschaffen werden. Es waren dort 7
Hauptdreieckspunkte zu sehen, die entfernteren darunter, wie Hamburg und
Syk aber schwer erkennbar. Am 11. Juni konnte er jedoch nach Lüneburg
abgehen, wohin Caroc von Lauenburg aus Heliotroplicht sandte. Es wurde
Wilsede, Hamburg, Hohenborn 3 ), Niendorf eingestellt. Bei Gelegenheit dieser
Beobachtungen wird erwähnt, dass bei den Heliotropen in den späten Nach
mittagsstunden ein Hülfsspiegel verwendet wurde, wie er auch heutzutage be
nutzt wird. Am 24 Juni wurden die Beobachtungen in Lüneburg abgeschlossen
und Gauss konnte nun mit Schumacher in Altona Zusammentreffen. Der
Michaelisturm in Hamburg 4 ) erwies sich als eine sehr ungeeignete Station
1) »Aus den Äusserungen des Geh. Kab.-Kat Hoppenstedt und des Herrn Ministers v. Arnswaldt,
die ich heute gesprochen habe, geht hervor, dass die Ausdehnung meiner Messungen nach Westen wohl
meinem Gutbefinden überlassen bleibt. Obwohl mir lieber sein würde, ein wirkliches Interesse für die Sache
zu finden als bloss, dass man mich machen lässt, so werde ich mich doch einem so nützlichen Unternehmen
nicht entziehen«. G.-O. Nr. 4 7 6.
2) Beim Butlerberge.
3) Der Turm in Hohenhom war nach 1818 umgebaut; alle darauf bezüglichen Messungen mussten
deshalb wiederholt werden, da keine feste Marke am Turme bestimmt war. Gaede S. 44, Anm, 108.
4) »Der in Nindorf, Timpenberg und Lüneburg fast immer bei dem heerrauchigen Zustand der Luft