GÄUSS AN BENZENBERG.
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Zusammenstellungen mit Vergnügen, obwohl bisher nur sehr flüchtig, gelesen,
wenn ich gleich mich mit der DAltonsehen Hypothese nicht befreunden kann.
Nach meiner Ansicht können barometrische Messungen von Berghöhen schwer
lich etwas darüber entscheiden, weil die Bechnungsconstanten, welche bei Be
rechnung solcher Messungen zum Grunde gelegt werden sollten, eben aus
solchen Messungen selbst erst abgeleitet werden müssen (wenigstens halte ich
die andern Methoden durch Abwägen von Luft u[nd] Quecksilber nicht der
gleichen Genauigkeit fähig). Ich dächte, die Erfahrung, dass wir Kanonen
schüsse in bedeutenden Entfernungen nicht als 4 von einander ganz getrennte
Knälle hören, sei eine vollständige Widerlegung von Daltons Hypothese.
Ihrem Verlangen zufolge habe ich mir von der hiesigen Universitäts
bibliothek den Band des Journal de physique, worin d’Aubuissons Messungen [*)]
stehen, für Sie auf 14 Tage ausgebeten und schicke solchen hierneben; bei der
Zurücksendung wollen Sie sich bloss der Addresse
An die Königliche Sternwarte zu Göttingen
bedienen.
Ihren Unfall beklage ich mit herzlicher Theilnahme. Auch mich würden
Sie seit den 9 Jahren, wo ich Sie mit Hrn. Prof. Brandes hier sah, wol be
deutend verändert finden. Glücklich, bei wem nur die Gesetze der materiellen
Welt das Altern beschleunigen.
Leben Sie wohl Gauss.
Göttingen, den 25. August 1830.
Ich ersuche Sie das Paket unfrankirt zurückzusenden, wo es sicherer geht.
[*) J. F. d’Aubuisson,, Memoire sur la mesure des hauteurs ä l’aide du harom'etre. Journal de phy
sique, t. 70, janvier 1810, S. 434—475, t. 71, juin 1810, S. 1—42 ter.