STEINHEIL AN GAUSS.
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schah, versteht sich von selbst. Noch habe ich zu bemerken, dass der Theo
dolit südlich von der Nadel aufgestellt ist, die Mire aber nördlich und etwas
höher steht. Zur Beleuchtung der Scala bei Tag benützte ich einen Hohl
spiegel von Glas, der 2 Fuss Durchmesser hat, und das Bild des nahe liegenden
Fensters auf die Scala bringt. Dennoch ist nachts durch 2 grosse ÁRGAND’sche
Lampen die Erleuchtung noch angenehmer. Ganz nahe zur rechten Seite des
Beobachters ist eine Liebherr’sehe Halbsecunden-Uhr aufgestellt, deren Abfall
sehr vernehmlich ist. So schien mir für Bequemlichkeit und Sicherheit ge
hörig gesorgt.
Ich forderte nun mehrere meiner Freunde und Leute des Faches zur
Theilnahme an den Terminbeobachtungen auf, und sie entsprachen alle mit
grosser Bereitwilligkeit. Doch waren nur wenige Tage zu Vorübungen ge
geben und Manche des Beobachtens überhaupt noch unkundig. Jeden Falles
wird es in Zukunft besser gehn. Siber ist mein specieller College als Pro
fessor der Physik, zudem jetzt Prorector der Universität; er konnte daher
nicht wohl umgangen werden. Pauli ist Director der Polytechnischen Schule
dahier. Lamont, wie Ew. Hochwohlgeboren bekannt, Conservator der Stern
warte in Bogenhausen; Schröder, Hierl, Zuccärini sind Professoren an hiesiger
Hochschule. Lippolt ist mein Mechanikus, Schleicher mein Cabinetsdiener,
welche letzten beide während der ganzen Beobachtungszeit für den Nothfall
oder unvorhergesehner Ereignisse wegen zugegen sein mussten.
Recht neugierig sind wir alle, die gleichzeitigen Beobachtungen an andern
Orten zu sehn. Dürfte ich wohl Ew. Hochwohlgeboren bitten, mir durch
Freund Weber einen Abdruck der Curven, oder wenigstens der Göttinger
Curve zukommen zu lassen?
Ich hoife in Kurzem einen 2 ten magnetischen Apparat auf dem Obser
vatorio des hohen Peissenberges aufgestellt zu haben, wo ebenfalls an den
Terminbeobachtungen Theil genommen werden soll. Zu absoluten Bestim
mungen werde ich wohl erst in einiger Zeit kommen, so wie zu dem Ver
suche mit der autographischen Construction der magnetischen] Abweichungen.
Bald werde ich auch Ew. Hochwohlgeboren eine kleine optische Ar
beit zusenden können, worin ich zeige, dass man die Kugelaberration und
Farbenzerstreuung der Fernrohren durch 3 Linsen mit 2 variabeln Ab
ständen, empirisch in aller Schärfe heben kann, wenn die Linsen nur nahezu