152
VARIA.
Farben erster Ordnung und Kugelgestalt streng gehoben. Eine ringförmige
Objectiv-Öffnung erträgt es ebensowenig, als der Fraunhofer. Offenbar ist
Beugung des zerlegten Lichtes Ursache. Die Erscheinung verdient aber noch
besonders studirt zu werden.
Ich konnte mir nicht versagen, Ihnen vorläufig diese Notiz zu geben, da
es mir eine überaus grosse Freude macht, eine Arbeit von Gauss, die bisher
nicht verstanden und verkannt war, zur vollen Geltung zu bringen, woran ich
nach dem vorliegenden Erfolge nicht mehr zweifeln kann.
Dieser erste Versuch zeigt, dass man das GAUssische Objectiv ohne Ab
weichung für die Zwischenstrahlen (-§- der Öffnung) herstellen kann. Da nun
hier der mittlere und der farbige Strahl über die ganze Öffnung beisammen
liegen, die Zwischenabweichung aber auch noch gehoben werden könnte, wenn
sie viel grösser wäre, so bin ich der festen Meinung, dass es gelingen wird,
das neue Objectiv mit weit grösserer Öffnung als das Fraunhofer’sehe herzu
stellen, und ich habe deshalb ein zweites in Arbeit, welches 54 Linien Öff
nung und nur 48 Zoll Brennweite bekömmt. Gelingt auch dieses, dann ist
für die Dioptrik viel gewonnen. Dann werden wir alle grossen Objective
so construiren müssen, auch schon wegen der Durchbiegung in verschiedenen
Lagen, die hier wegen der starken Krümmung [cf' = T V Brennweite) fast ganz
unschädlich wird.
Ergänzend zu meiner letzten Mittheilung über Reflexe, habe ich noch
beizufügen, dass eine Glaskugel ein Ocular bildet, welches ganz frei ist von
Reflexen. Natürlich sind aber dabei die andern Bedingungen nicht erfüllt.
Indessen zeigt die Kugel als Ocular in der Mitte des Gesichtsfeldes sehr scharf,
so dass sie besonders bei starken Yergrösserungen und für das Filarmicrometer
gewiss mit Yortheil angewendet werden kann.
München, 186 0 Mai 20.
C. A. Steinheil. |