82. Deutscher Entwurf der Einleitung zur Theoria motus corporum coelestium.
Einleitung.
Nachdem Kepler die Gesetze entdeckt hatte, nach denen sich die Pla
neten um die Sonne bewegen, wusste sein fruchtbares Genie sich auch Mittel
zu schaffen, um die Elemente der Bahnen der einzelnen Planeten zu be
stimmen. Tycho Brahe hatte die Beobachtungskunst zu einer bis dahin un
bekannten Vollkommenheit gebracht; er hatte alle Planeten eine lange Reihe
von Jahren hindurch sorgfältig und anhaltend beobachtet, und aus diesem
reichen Schatze von Erfahrungen durfte Kepler nur auswählen, was sein
Scharfsinn zu seiner jedesmaligen Absicht am zweckmässigsten fand, wobei
ihm überdiess die sehr genaue Kenntniss, die man von den mittlern Bewegungen
der Planeten vermittelst der Beobachtungen der Alten bereits hatte, ungemein
zu Statten kam.
So wie in den folgenden Zeiten die Beobachtungen immer zahlreicher
und immer vollkommner wurden, Hessen sich die Planetenbahnen auch immer
schärfer bestimmen. Diejenigen Astronomen, die sich nach Kepler damit
beschäftigten, hatten dieselben oder noch grössere Yortheile zu Gebote. Sie
brauchten nicht ganz unbekannte Elemente von Anfang auszumitteln, sondern
nur schon ziemlich genau bekannte Elemente schärfer zu bestimmen, und zwar
mit Hülfe von Beobachtungen, die sie, wie es ihnen am bequemsten war,
auswählen konnten.
Newton entdeckte das Princip der allgemeinen Schwere, aus welchem a
priori folgte, dass die Bewegungen aller Himmelskörper, insofern sie mit
unter dem Einflüsse der Sonne stehen, den KEPLERschen Gesetzen, mit geringen
Modificationen, unterworfen sein müssen. Kepler hatte gefunden, dass die
Bahnen der Planeten Ellipsen sind, dass die Sonne in einem Brennpunkte