Full text: [Varia. Atlas des Erdmagnetismus] (12. Band)

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VARIA. 
Die wahre Bahn eines Weltkörpers, ohne weitere hypothetische Voraus 
setzungen, als dass er sich nach den Keplerschen Gesetzen um die Bonne be 
wege, unmittelbar aus Beobachhingen zu bestimmen, die einen zu kurzen Zeit 
raum umfassen, als dass man solche aus ihnen auswählen.könnte, die specielle 
Vortheile darbieten (z. B. lauter Oppositionen) 
bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts gar keine ernstliche Bearbeitung ge 
widmet worden ist, so viel Anziehendes dasselbe auch schon von analytischer 
Seite hat. In der That hielt man bis dahin dafür, dass dies durch eine kurze 
Beihe von Beobachtungen zu erreichen unmöglich sei, eine freilich ganz falsche 
Meinung, da man jetzt weiss, dass bei der Vollkommenheit unsrer heutigen 
praktischen Astronomie die Beobachtungen eines Himmelskörpers während 
eines Zeitraums von wenigen Wochen, worin er einen heliocentrischen Bogen 
von wenigen Graden beschrieben hat, hinreichend sein können, eine genäherte 
Kenntniss von allen Bestimmungsstücken seiner Bahn ohne irgend eine hypo 
thetische Voraussetzung zu geben. 
Es war im Sommer 1801, als ich auf die ersten Grundideen zu der im 
gegenwärtigen Werke vorgetragenen Auflösung des gedachten Problems kam, 
und zwar bei Gelegenheit einer ganz andern Beschäftigung. Nicht selten lässt 
man in einem solchen Falle Ideenverbindungen, die näher ins Auge gefasst 
fruchtbar an wichtigen Folgen sein könnten, ungenützt Vorbeigehen, um nicht 
von einer interessanten Untersuchung zu weit abgezogen zu werden. Auch 
jene Grundideen hätten vielleicht ein solches Schicksal gehabt, wären sie nicht 
ganz zufällig in einen Zeitpunkt gefallen, der für ihre Erhaltung nicht gün 
stiger hätte sein können. Gerade um diese Zeit kamen nemlich die ersten ge 
nauem Nachrichten über den von Piazzi am 1. Januar 1801 entdeckten neuen 
Planeten ins Publikum. Noch niemals war in der Astronomie ein Fall ein 
getreten, wo das Bedürfniss einer von allen Hypothesen unabhängigen Me 
thode, die Bahn eines Planeten aus einer kurzen Beihe von Beobachtungen 
mit möglichster Genauigkeit zu bestimmen, so fühlbar und so dringend ge 
wesen wäre als damals, wo nach einer ansehnlichen Zwischenzeit die Wieder 
auffindung und fernere Erhaltung eines äusserst kleinen, nur durch gute Fernrohre 
sichtbaren Planetenatoms nur von einer schon sehr genäherten Kenntniss seiner 
Bahn abhing. Keinen entscheidendem Probirstein konnte ich folglich für die 
Wichtigkeit und praktische Brauchbarkeit meiner Ideen finden, als wenn ich
	        
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