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VARIA.
einige Tage verschoben, was mir jetzt sehr lieb ist, nachdem ich Ihren Brief
aus Bremen so eben erhalten habe. Meinen herzlichen Glückwunsch zu Ihrer
Zurückkunft. Dass Sie nicht über Göttingen haben zurückreisen können,
bedaure ich jetzt um so mehr, da ich Lindenau, der auch seit kurzem von
seiner Reise zurück ist und mich sehr angelegentlich zu einem Besuche nach
Gotha eingeladen hatte, bereits vor Empfang Ihres Briefes zugesagt hatte und
also diesmal wieder Ihre gütige Erlaubniss, Sie in Bremen zu besuchen, nicht
benutzen kann. Sind nächste Ostern keine dringenden Abhaltungen, so behalte
ich mir diesen Besuch auf die Frühlingsferien vor, die dann glücklicherweise
schon in eine angenehme Jahrszeit fallen.
Den 8. Septfember] habe ich auch, nachdem ich durch Lindenau von der
Bewegung des Kometen etwas näheres erfahren hatte, diesen zum erstenmale
beobachtet. Indess ist diese Beobachtung noch nicht reducirt, was nothwendig
mit Rücksicht auf Refraction geschehen muss. Ungefähr war
Sept. 8. 15 h 40' AR. 128° 13' D. -fl4°55'.
Ich werde wol die Beobachtungen meistens andern überlassen, da er zu einer
gar zu unbequemen Zeit sichtbar ist, zumal für einen Astronomen, der nicht
in seiner Sternwarte selbst wohnt. Eine einzige Beobachtung kostet mich
einen ganzen Tag, da ich in Abwesenheit meiner geübtesten Schüler alle
Reductionen selbst machen muss.
Das Blatt von den G[öttinger] G[elehrten] Anzeigen [*)] lege ich zwar noch
bei, es wird Ihnen aber jetzt überflüssig sein, da eine umständlichere Nachricht
bereits im August Heft der Monatlichen] C[orrespondenz * [***)# )] abgedruckt ist.
H[er]r Dr. Gerling, dessen Probeschrift über die bei uns ringförmige Q finsternis
von 1820 jetzt abgedruckt ist[ ### )], kommt als Lehrer der Mathematik an das
Lyceum zu Cassel und wird diese Stelle auf Michaelis antreten.
Ich muss eilig schliessen, da der König noch heute Morgen hier ankommt.
Leben Sie wohl, verehrtester theuerster Freund, und erfreuen bald wieder mit
einem Briefe Ihren ganz eigenen
C. F. Gauss.
[*) Werke VI, S. 356—357.]
[♦*) Werke YI, S. 354—356.]
[***) Chr. L. Gerung, Methodi proiectionis orthoyraphicae usum ad calculos parallacticos facilitandos
explicavit. . Göttingen, 1812.]