Full text: [Varia. Atlas des Erdmagnetismus] (12. Band)

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VARIA. 
Lieber Schumacher! Sie haben sich bisher seiner wahrhaft väterlich an 
genommen, ist es also möglich, so lassen Sie ihn nicht sinken. Ohne Ihren 
Beistand möchten seine Anlagen für die Wissenschaft wol ganz verloren gehen. 
Indessen, wenn Sie, wie ich hoffe, ihn auch jetzt wieder annehmen, so 
bin ich doch in Sorge, was einmahl künftig aus ihm werden soll. Die Ge 
schichte mit dem Barometer, die vielleicht nicht die einzige ist, lässt mich 
fürchten, dass es ihm an Geschick für praktische Astronomie fehlt. Diese 
aber u[nd] der Lehrstand sind ja jetzt in Europa fast das Einzige, wie ein Ma 
thematiker, der keine eignen Mittel hat, seine Subsistenz sichern kann. Sie 
wissen, wie unsre Akademien jetzt beschaffen sind, u[nd] nur wenn er etwas 
ganz Eminentes leistete, wäre einige Hoffnung, dass er einmahl in einer Aka 
demie eine Versorgung finde, und selbst dann ist 99 gegen 1 zu wetten, 
dass das nicht glückt. Ob er nun einmahl ein Professoramt bekleiden kann, 
weiss ich nicht; Sie werden dies besser beurtheilen können. Fürchten Sie aber, 
dass er auch dazu sich nicht eignet, so weiss ich nicht, ob er nicht am besten 
thäte, irgend einen andern Beruf zu erwählen, z. B. als Militär oder sonst, und 
dann seine Müsse nach Gefallen der Mathematik widmete. In der That, wenn 
man einmahl einen Brotberuf dabei nöthig hat, so ist es ziemlich einerlei, 
welcher es ist, ob man Anfängern das abc der Wissenschaften vorträgt, oder 
Schuhe macht. Die Frage bleibt eigentlich nur, bei welcher Arbeit man die 
meiste und sorgenfreieste Zeit übrig behält. 
Nur das Eine will ich noch hinzusetzen, dass wenn Züchtigung Besserung 
hervorbringen kann, die 2 oder 3 für ihn gewiss sehr harten Wochen ihm 
auf immer eine Lection sein werden. 
Um heute die Post nicht zu verfehlen, muss ich schliessen und kann nur 
noch weniges hinzufügen. Meinen letzten Brief haben Sie hoffentlich erhalten. 
Ihre Kinder haben, hoffe ich, damals die Masern glücklich überstanden. Jetzt 
ist mein 2-ter Sohn davon befallen, u[nd] es steht zu erwarten, dass auch 
meine beiden jüngsten Kinder sie bekommen. Am meisten beunruhigt mich 
der Umstand, dass auch meine Frau sie noch nicht gehabt hat. 
Es ist nun entschieden, dass ich nicht nach Berlin gehe. Mehr davon 
ein andermahl 
von Ihrem stets treu ergebenen 
Göttingen den 23. Dezember 1824. C. F. G.
	        
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