SCHUMACHER AN GAUSS.
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Schumacher an Gauss. Altona, 5. Januar 1838.
Zu Nl’. 603, [Briefwechsel, Band III, S. 191 am Anfang ist einzufügen:]
|lch war grade bei dem Empfange Ihres letzten Briefes, mein theuerster
Freund, im Begriff einen Brief an Herrn v. Humboldt zu senden, mit dem
ich jetzt wegen einer unangenehmen Streitsache in Correspondenz bin, habe
aber den Brief nach reiferer Überlegung cassirt und von neuem geschrieben.
Dies hat meine Antwort an Sie verzögert. Die Streitsache betrifft Bessel und
Encke. Der letzte hat gegen den ersten seit einiger Zeit sein Betragen auf
eine auffallende Art verändert. Sie wissen, dass er seine Anstellung in Berlin
hauptsächlich Besselu verdankt. Er verdankt ihm noch mehr, denn ich war
bei meiner vorletzten Anwesenheit in Berlin selbst bei einer Unterredung zu
gegen, in der Bessel den damaligen Plan, ARGELANDERn mit Encke vereint
an der Berliner Sternwarte anzustellen (den einen für Beobachtungen], den
andern für Rechnungen) auf das heftigste bestritt und darauf drang, dass
Encke allein die Direction haben müsse. Dem ohnerachtet behauptet Encke,
Bessel habe Argelanderu an der Berliner Sternwarte anbringen wollen, er
wolle ihn (ENCKEn) unterdrücken, behandele ihn mit Superiorität u. s. w. Da
Sie Bessel kennen, so werden Sie leicht einsehen, dass Encke sich irrt.
Superiorität ist allerdings auf Bessels Seite, aber die Sucht, sie fühlen zu
lassen, hat Bessel gewiss nicht. Der eigentliche Grund mag wohl darin liegen,
dass Bessel die Nothwendigkeit eines Fluidums im Welträume (Herr
v. Humboldt nennt dies Fluidum sehr treffend Enckes Lebens-Fluidum) nicht
anerkennt und die Erscheinungen auch aus andern Gründen erklären zu können
glaubt, ohngefahr wie Sie mir einmal sagten, Dangos Cometenbeob[achtungen]
Hessen sich gegen Enckes Behauptung, dass er sich in der Kennziffer eines
Logarithms geirrt habe, vertheidigen[ # )]- Bisher blieben die Äusserungen dieser
Verstimmung nur in Privatbriefen und Privatmittheilungen, jetzt hat Encke
aber im Jahrbuch für 1839 [[*) **)] Bessel öffentlich angegriffen, und behauptet,
eine ihm von Bessel mitgetheilte Erklärung des Mangels an Festigkeit der
REPsoLDschen Passageninstrumente (dieser Mangel an Festigkeit lag nicht in
[*) Yergl. oben Nr. 37, S. 172ff.]
[**) Astronomisches Jahrbuch für 1839, Berlin 1837, S. 2«9.]