V. Zum Briefwechsel Gauss-Dirichlet.
Gauss an P. G. Lejeune Dirichlet. Göttingen, 2. November 1 838.
Nr. Va.
Ich habe Ihnen, mein hochgeschätztester Freund, noch meinen verbind
lichsten Dank abzustatten, sowohl für die gefällige Mittheilung Ihrer schönen
Abhandlungen, als für die freundlichen Zeilen, womit Sie solche begleitet
haben. Beklagen muss ich aber, dass die mir gemachte Hoffnung Sie hier
zu sehen für diessmahl vereitelt ist, desto mehr, je mehr ein Zusammensein
mit Ihnen in dieser trüben Zeit auch zu meiner eignen Aufheiterung bei
getragen haben würde.
Sie erwähnen dabei der früher dem Herrn Krone von mir gemachten
Mittheilung und der ihm auferlegten Discretion. Ich wünsche, dass Sie das
letztere nicht ausdeuten mögen und explanire deshalb, dass ich, indem ich
von vorne her ihm die Erwartung anzeigte, dass davon nichts öffentlich
bekannt gemacht werde, weder unmittelbar, noch mittelbar in Folge weiterer
Mittheilung an andere, nur mir die Möglichkeit habe conserviren wollen,
meine Untersuchungen selbst zu publiciren, welche Möglichkeit wegfällt, so
bald die Ausarbeitung für mich allen Reiz verloren hat. Mit Vergnügen
würde ich Ihnen dieselben Gegenstände entwickeln, wozu sich aber jedenfalls
zwei Umstände verbinden müssten: von Ihrer Seite ein etwas längerer Auf
enthalt und von der meinigen hinlängliche Müsse (und Heiterkeit), um die
Gegenstände in die zur Mittheilung erforderliche Ordnung zu bringen, was
um so schwieriger ist, da weniges, und gar nichts Geordnetes von mir
darüber niedergeschrieben vorliegt. Ich kann Ihnen indessen versichern, dass
ich selbst sehnlich wünsche, dass die Umstände mir die Ausarbeitung bald
verstatten mögen.