Nachtrag zu der Nr. 29.
Gaüss an Carl Kellner. Göttingen, 14. März 1850.
Wohlgeb orner
Hochzuverehrender Herr.
Ich darf doch wohl nicht länger verschieben, Ihnen den richtigen Emp
fang des von Ihnen anhero gefälligst geschickten Oculars anzuzeigen, obwohl
die Ursachen, die eine Verzögerung einer solchen Anzeige veranlasst haben,
auch jetzt noch fortdauern. Ich beruhigte mich selbst über diese unwillkür
liche Verzögerung etwas leichter, weil mir wahrscheinlich ist, dass Sie die
richtige Ankunft bereits auf eine indirecte Art erfahren haben. Ich hatte
nemlich dem H[er]rn Confer[enz-]Rath Schumacher in Altona gelegentlich ein
Paar Worte über die Wirkung, so weit ich sie erprobt, geschrieben, und
schloss aus seiner Antwort, dass er vermuthlich auch eine Probe sich von
Ihnen kommen lassen werde.
Die Ursachen meiner verzögerten Antwort sind übrigens folgende. Ich
Hess zuerst eine Fassung machen, um Ihr Ocular an das 6 füssige MERzsche
Fernrohr anschrauben zu können, und die Vollendung dieser Fassung zog sich
mehr in die Länge, als ich erwartet hatte. Sodann ist unsere ungünstige
Winter-Witterung in diesem Jahre fast noch anhaltender gewesen, als ich
mich aus einem frühem Jahre erinnern kann, und dauert noch jetzt fort.
Dazu gegen den Schluss des Winterhalbjahrs das Drängen von mancherlei
Geschäften, die erst in den Ferien mir erst etwas mehr freie Zeit (obwohl
auch schon im Voraus durch vielfach-zurückgesetztes occupirt) verstatten werden.
So ist es gekommen, dass ich ausser einer Probe an einem irdischen
Gegenstände nur erst Einmahl eine am Himmel habe vornehmen können, am
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