XIV. STEREOGRAPHISCHE KARTE ISOGONI8CHER LINIEN.
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§ 10. Tafel XIV, Karte für die isogonischen Linien
nach stereographischer Projection.
Die nach stereographischer Projection entworfene Karte der Linien gleicher
Declination oder der isogonischen Linien stellt die beiden Polargegenden bis
zum 6 5 sten Breitengrade dar. Man findet die isogonischen Linien hier voll
ständig von 10° zu 10° dargestellt; unvollständig, zur Erläuterung des Über
gangs von einer Linie zur andern, die 5°, 12° und 1 5° östlicher Declination
entsprechenden Linien. Da diese Polargegenden grossentheils unzugänglich
sind, so hat diese Karte zwar ein geringeres praktisches Interesse als die
vorige, indessen ist diese Karte wegen der eigenthümlichen Gestaltung ihrer
Linien beachtungswerth. Zuerst fällt in die Augen, dass alle diese Linien,
sowohl in der nördlichen als auch in der südlichen Polargegend, sich in zwei
Puncten schneiden, alle in den nämlichen zwei Puncten. Diese Puncte sind
in der nördlichen Polargegend der Nordpol der Erde und der magnetische
Südpol, in der südlichen Polargegend der Südpol der Erde und der magnetische
Nordpol. Die Declination ist der Winkel, den zwei Ebenen mit einander bilden,
die Ebene des astronomischen Meridians mit der Ebene des magnetischen
Meridians. Zieht man um den magnetischen Pol einen sehr kleinen Kreis,
so ist der magnetische Meridian in allen Puncten auf ihn normal, oder der
magnetische Meridian hat in den verschiedenen Puncten dieses Kreises alle
möglichen Lagen. Für den magnetischen Pol ergiebt sich hieraus die Lage
des magnetischen Meridians als unbestimmt, oder jede durch den Pol gelegte
Verticalebene kann hier als magnetischer Meridian betrachtet werden. Mit
allen diesenVerticalebenen bildet nun die Ebene des astronomischen Meridians
alle möglichen Declinationen, und die Linien der verschiedensten Declinationen
müssen sich also in den magnetischen Polen schneiden. — Im astronomischen
Pole dagegen kann jede durch den Pol gelegte Verticalebene als astronomi
scher Meridian gelten, und die Ebene des magnetischen Meridians bildet hier
mit allen diesen Verticalebenen alle möglichen Declinationen; es müssen daher
auch hier die Linien aller verschiedenen Declinationen sich schneiden.
Jede der beiden Polargegenden zerfällt in zwei Flächen, in der einen ist
die Declination überall westlich, in der andern östlich. Man erkennt sie in
unsrer Tafel daran, dass die Declinationen dort als positiv, hier als negativ