XV. MERCATOR-KARTE ISOKLINISCHER LINIEN.
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§ 11. Tafel XV.
Karte für die isoklinischen Linien nach Mercators Projection.
Diese Tafel stellt die isoklinischen Linien, welche den von 10° zu 10°
fortschreitenden Inclinationen entsprechen, so weit sie auf die Karte fallen,
vollständig dar, wie auch die 85° Inclination entsprechende Linie. Wenn
auch die Karte der isoklinischen Linien, d. i. der Linien gleicher Inclination,
seltener praktischen Zwecken dienen kann, als die Karte der isogonischen
Linien, d. i. der Linien gleicher Declination, so gewährt doch ihre Betrach
tung an sich dadurch grösseres Interesse, dass sie von der Richtung der
magnetischen Kräfte ein reineres, einfacheres und naturgetreueres Bild giebt.
Befände sich in der Erde ein einziger kleiner, sehr kräftiger Magnet im Mittel-
puncte, so würden die isoklinischen Linien auf der Oberfläche lauter Parallel
kreise um die Axe jenes Magnets bilden. Es ist interessant zu sehen, wie in
der Wirklichkeit die isoklinischen Linien sich jenem Parallelismus nähern
oder davon entfernen. Man bemerkt auf unsrer Tafel, dass die isoklinischen
Linien sich wirklich nirgends schneiden, so wenig wie jene Parallelkreise. In
jenem besonderen Falle würde die Erdoberfläche in zwei Theile zerfallen, wo
in dem einen die Magnetnadel überall mit ihrem Nordpol, in dem andern
mit ihrem Südpol abwärts neigte, und beide Theile wären durch einen grössten
Kreis geschieden, der auf der magnetischen Axe des kleinen Centralmagnets
senkrecht stände. — In dieser Grenzlinie würde die Nadel sich gar nicht
neigen. Wirklich sehen wir auf unsrer Karte die Erdfläche in zwei solche
Theile zerfallen, die durch eine Linie verschwindender Inclination geschieden
sind; auch kommt diese Grenzlinie einem grössten Kreise darin sehr nahe,
dass sie den Äquator in zwei fast diametral gegenüber liegenden Puncten
schneidet (nahe bei 8° und 188° Länge); sie weicht aber von einem grössten
Kreise darin sehr ab, dass die beiden Puncte, wo sie sich am weitesten vom
Äquator entfernt, einander nicht diametral gegenüber liegen, sondern unge
fähr in
14° 43' N. Breite 52° Länge,
15° 4' S. Breite 320° Länge.
Nördlich von dieser Grenzlinie sieht man auf der Karte die Inclination überall
als positiv, südlich davon als negativ bezeichnet. Jenes bedeutet, dass sich
der Nordpol der Nadel, dieses, dass sich der Südpol der Nadel abwärts neige.
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