Full text: [Varia. Atlas des Erdmagnetismus] (12. Band)

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ATLAS DES ERDMAGNETISMUS. 
Der Erdmagnetismus ist die Ursache der auf der Erdoberfläche beobachteten 
magnetischen Erscheinungen, und eine Darstellung dieser Ursachen besteht in 
der Angabe der Vertheilung jenes Magnetismus. 
Man erinnere sich hierbei*), dass man sich unter Magnetismus über 
haupt zwei feine Stoffe, welche magnetische Fluida heissen (um ihre leichte 
Beweglichkeit im weichen Eisen zu bezeichnen), vorzustellen habe, die man 
durch die Zusätze nördliches und südliches Fluidum unterscheidet. Von 
diesen magnetischen Fluidis, die man sich in der Erde wie in allen Magneten 
verbreitet denkt, nimmt man an, dass sie auf einander wirken, die gleich 
namigen abstossend, die ungleichnamigen anziehend, und zwar wissen wir jetzt 
aus scharfen Versuchen, dass die Stärke dieser Abstossung oder Anziehung 
zwischen zwei Theilchen solcher Flüssigkeiten im umgekehrten Verhältniss 
des Quadrats der Entfernung steht. Unter Erdmagnetismus versteht man 
die in der Erde verbreiteten magnetischen Fluida, und die Kenntniss der 
Menge, welche von jedem dieser beiden Fluida in der Erde enthalten ist, 
und die Kenntniss ihrer Vertheilung bilden zusammen die vollständige 
Kenntniss der Ursachen aller erdmagnetischen Erscheinungen. 
Nun ist es aber unmöglich, eine solche vollständige Kenntniss dieser Ur 
sachen zu erlangen, auch wenn man alle Wirkungen im ganzen äussern Welten 
raume erforscht hätte; denn man kann z. B. von dem im Innern der Erde 
wirklich befindlichen Magnetismus nach Belieben mehr oder weniger oder 
allen so auf der Oberfläche vertheilen, dass die Wirkungen im ganzen Welten 
raume gar keine Änderungen dadurch erleiden. Für eine bildliche Dar 
stellung der Ursachen ist es daher am zweckmässigsten, allen Magnetismus 
hiernach auf der Erdoberfläche zu vertheilen, weil die Vertheilung auf 
einer Fläche bildlich darstellbar ist, was von der Vertheilung in einem 
körperlichen Baume nicht gilt. Weil man aber von dieser Vertheilung nicht 
behaupten kann, dass sie die wirkliche sei, sondern nur, dass sie im ganzen 
Weltenraume die nämlichen Wirkungen hervor bringe, so wird sie als eine 
ideale bezeichnet. Da jene wirkliche Vertheilung anzugeben unmöglich 
ist, so kann man nicht mehr verlangen, als diese ideale, wenn man nach 
den Ursachen der erdmagnetischen Erscheinungen fragt. 
*) Man sehe Schumachers Jahrbuch für 1836 [Werke V, S. 315—344, besonders 
S. 320.]
	        
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