PRAXIS DES NUMERISCHEN RECHNENS.
47
Was den Nutzen betrifft, so darf nicht unbemerkt bleiben, dass das Be-
dürfniss, die Factoren auszumitteln, bei grossen Zahlen lange nicht so oft
vorkommt als bei kleineren. Man braucht also die Tafeln bis 100 000 viel
häufiger, als die folgenden Hunderttausende; ebenso die erste Million viel
häufiger als die folgenden 9, wenn sie erst alle da sein werden. Es muss
aber dagegen auch in Erwägung gezogen werden, dass wenn nun doch bei
einer sehr grossen Zahl ein solches Bedürfniss eintritt, es (wie schon oben
bemerkt ist) so gut wie unmöglich wird, dasselbe ohne Tafeln zu befriedigen,
während bei kleinern Zahlen man bei einigem Zeit-Aufwande es doch mög
lich machen könnte, ohne Tafeln fertig zu werden.
Zweitens muss ich auf das Bestimmteste erklären, dass ein Absatz der
Tafeln durch Verkauf niemals zureichen wird, die Kosten zu decken. Ein
Buchhändler, der sie in Verlag nimmt, kann gewiss kein Honorar geben, ja
er wird vielleicht nicht einmal die Druckkosten gedeckt sehen, und wird es
also auch auf dieser Seite einiger Unterstützung bedürfen. Man muss hoffen,
dass, soweit Privatmittel nicht ausreichen, eine oder die andere Akademie die
hülfreiche Hand bieten wird.
Für wichtig halte ich noch, dass, wenn Sie die Arbeit unternehmen, Sie
das Manuscript gleich so einrichten, wie es ohne alle Abänderung demnächst
gedruckt werden soll. Unbedingt halte ich hier die Einrichtung der Burck-
hardt’sehen Tafel für die beste.
Endlich mache ich Sie noch aufmerksam darauf, dass Burckhardt bei
der Ausführung seiner Arbeit, mehrere sehr wichtige Erleichterungsmittel in
Anwendung gebracht hat, ohne welche das Geschäft viel beschwerlicher und
zeitraubender sein würde. Sie finden dieselben erwähnt in der Vorrede von
Burckhardt’s Tafeln und vielleicht noch etwas deutlicher in meiner Anzeige
dieser Tafeln, Göttingische Gelehrte Anzeigen 1814, S. 1758 [Werke II,
S. 183, 184]. Auch werden Sie noch allerlei Sie vielleicht interessirende Be
merkungen finden in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen 1812, S. 477
[Werke II, S. 180, 181] und 1816 S. 1 776 [Werke II, S. 184, 185], wo Cher-
nac’s Tafeln und Burckhardt’s dritte Million angezeigt sind.
Göttingen, den 7. December 1850.
Ihr ergebenster
C. F. Gauss