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VARIA.
Aber hin und wieder reichen die Alphabethe nicht aus, immer eine sym
metrische Bezeichnung zu gewinnen. Ich denke bei dieser Abhandlung auch
einige Zahlenbeispiele zu geben, von meinen und Krayenhoffs Messungen
entlehnt; durch jenes wird dann implicite das unverständige Urtheil über
meine Dreiecke im Lüneburgischen, welches Zach vor einigen Jahren sich
nicht geschämt hat, in seiner Corr. zu drucken [*)], beseitigt, und von welchem
ich natürlicherweise explicite keine Notiz nehmen kann.
Zugleich wird das Yerständniss dadurch erleichtert. Meine beiden ersten
Abhandlungen über diesen Gegenstand])**)] sind, wie mir scheint, noch von
wenigen in sucum et sanguinem verwandelt.
Ein junger Deutscher aus Aachen, Dirichlet, der sich in Paris aufhält,
hat mir vor kurzem eine kleine Abhandlung aus der höheren Arithmetik [***)]
zugesandt, welche ein ausgezeichnetes Talent verräth. Je seltener die Bei
spiele sind, dass jemand sich mit diesen Gegenständen vertraut macht — in
Deutschland weiss ich gar keines — und jemehr ich überzeugt bin, dass dies
eines der besten Mittel ist, das Mathematische Talent auch für andere, ganz
verschiedene Zweige der Mathematik zu schärfen, um so erfreulicher ist mir
das Phänomen und um so betrübender würde es sein, wenn sein Vaterland,
Preussen, sich zuvorkommen liesse und Frankreich sich auch dieses ausge
zeichnete Talent zueignete. Vielleicht haben Sie einmahl Gelegenheit die
Aufmerksamkeit geltender Personen auf dasselbe zu lenken. Soweit sich über
den Charakter des jungen Mannes aus seinem Briefe [f)] schliessen lässt, würde
es, glaube ich, auch in dieser Rücksicht Ihnen angenehm sein müssen, wenn
er in Berlin fixirt werden könnte
BEMERKUNGEN.
Auf das in der ZACHschen Correspondance astronomique enthaltene Urteil über die Lüneburgischen
Dreiecke wurde Gauss aufmerksam gemacht durch Olbers in dem Briefe vom 8. Juni 1824 (W. Gebers,
[*) Siehe Correspondance astronomique etc. du Baron DE Zach, vol. X (Genève 1824), S. 164.]
[**) Theoria combinationis observationum etc. Pars prior, Werke IV, S. i, Pars posterior, ibid. S. 2 7.]
[***) P. G. Lejeune Dirichlet, Mémoire sur Vimpossibilité de quelques équations indéterminées du
cinquième degré, Paris 1825, Imprimerie de Huzard-Courcier, Dirichlexs Werke I, S. l if.]
[f) Dieser vom 28. Mai 1826 aus Paris datierte Brief ist abgedruckt in Dirichlets Werken II, S. 373,
374; das Antwortschreiben von Gauss vom 13. September 1826 findet sich in Gauss’ Werken H, S. 514, 515.]