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Thermochemie.
fach proportional der zugesetzten Säuremenge, bis zur
vollständigen Neutralisation, worauf dann jede weitere
Wärmeentwicklung aufhört. Das Maximum der ent
wickelten Wärme stellt dann die Neutralisationswärme vor,
die überdies bei den hierher gehörigen Säuren (darunter
HCl, HBr, HJ, HC10 3 , HBr0 3 , HJ0 3 , HN0 3 , HC10 4 )
den nämlichen Werth aufweist, nämlich ca. 137 K. pro
Aequivalent; nur HC10 4 , liefert den etwas grösseren
Werth 141. Doch giebt es auch einbasische Säuren (wie
HP0 3 , HC10, HCN, HP0 2 H 2 , HF1), welche von
diesem einfachen Verhalten in irgend einem Punkt ab
weichen. Die Erklärung hierfür ist wahrscheinlich in
jedem Falle darin zu suchen, dass sich in der verdünnten
Lösung ein chemischer Gleichgewichtszustand herausstellt,
in welchem nicht nur das Natronsalz, sondern auch
andere Stoffe in erheblicher Menge vorhanden sind.
112. Bei mehrbasischen Säuren lässt sich von vorn
herein erwarten, dass sich im Allgemeinen bei der Neu
tralisation nicht nur das neutrale, sondern gleichzeitig auch
noch saure Salze bilden, so dass die Neutralisationswärme
verwickeltere Gesetze befolgt. Doch giebt es trotzdem
einzelne mehrbasische Säuren (H 2 PtCl 6 , H 2 S), deren Neu
tralisationswärme den Charakter der einbasischen Säuren
zeigt, so dass man daraus auf das entschiedene Vor
herrschen eines einzigen Salzes (bei der Platinchlor
wasserstoffsäure des neutralen, beim Schwefelwasserstoff
des sauren Salzes) in der Lösung schliessen muss. Im
Uebrigen wird bei zweibasischen Säuren die Neutralisa
tionswärme von der Art des Auftretens des sauren Salzes
abhängig sein. So bildet sich bei der Neutralisation
von Natron durch zugesetzte Schwefelsäure zunächst vor«
wiegend das neutrale Salz, bis zur vollständigen Neutra
lisation der Lösung; hierauf, bei weiterem Zusatz von
Schwefelsäure, wird das neutrale Sulfat zum Theil wieder
zersetzt und bildet mit der Säure saures Salz. Dieser
Vorgang ist mit Wärmeabsorption verbunden und erreicht