Full text: Grundriß der allgemeinen Thermochemie

Beziehungen zum ersten Hauptsatz der Wärmetheorie. 91 
niemals ein vollständiges Ende, da es sich hier um ein 
reciprokes Gleichgewicht handelt, in welchem alle be 
theiligten Stoffe: H 2 S0 4 , Na 2 S0 4 , NaHS0 4 in end 
lichen Mengen zugegen sind. Eine vollständige Behand 
lung dieses Problems ist erst möglich auf Grundlage 
der elektrolytischen Dissociationstheorie (§ 184), Aehn- 
lich wie H 2 S0 4 verhält sich H 2 Se0 4 , auch H 2 Cr0 4 , 
H 2 S0 3 , H 2 Se0 3 , H 2 P0 3 H, nur dass bei den letztge 
nannten Säuren die Umwandlung des neutralen Salzes 
in saures Salz nicht mit Wärmeabsorption, sondern mit 
Wärmeentwicklung verbunden ist. 
113. Im Gegensatz zu den bisher genannten zwei 
basischen Säuren zeigen andere zweibasische Säuren, die 
sogen, schwachen Säuren, wenn sie zu Natronlauge zu 
gesetzt werden, ein anderes Verhalten. Bei ihnen bildet 
sich nicht zuerst vorwiegend das neutrale Salz, sondern 
gleich von vornherein beträchtliche Mengen des sauren 
Salzes, so dass von Anfang an die Wärmetönung durch 
aus nicht proportional der Menge der angewandten 
Säure wächst und eine vollständige Neutralisation der 
Basis, also ein Abbrechen der Wärmeentwicklung über 
haupt niemals erzielt wird. Hierher gehört C0 2 , das sich 
noch am meisten den stärkeren Säuren nähert; daran 
schiiessen sich B 2 0 3 , As 2 0 3 , endlich Si0 2 , bei welcher 
Säure die Wärmeentwicklung am gleichmässigsten mit 
der Menge der Säure wächst, ohne an irgend einem be 
stimmten Punkte eine merkliche Unstetigkeit zu erfahren. 
Noch complicirter gestalten sich die Verhältnisse bei 
der Neutralisation durch drei- und mehrbasische Säuren, 
wie H 3 P0 4 , H 3 As0 4 , H 4 P 2 0 7 , H r J0 6 , weil hierinder 
Lösung ausser dem neutralen Salz die verschiedenen 
sauren Salze auftreten werden, die sich aus dem neutralen 
Salz unter Wärmeentwicklung oder Wärmeabsorption 
bilden können. So hat Thomsen bei der Neutralisation 
von Natron durch wachsende Mengen Phosphorsäure 
zuerst eine Wärmeentwicklung, bis zu 3 Aequivalenten
	        
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