Beziehungen zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie. 103
die von dem ersten Hauptsatz gar nicht berührt wird.
Z. B. die Gleichung des ersten Hauptsatzes (§ 74)
684 = H 2 + O — H 2 0
sagt nur aus, dass, wenn sich Wasserstoft und Sauerstoff
bei constantem Druck zu flüssigem Wasser verbinden,
die Herstellung der anfänglichen Temperatur eine Wärme
abgabe von 684 K. an die Umgebung erfordert, und um
gekehrt, dass diese Wärme gebunden wird, wenn das
Wasser sich in Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt; sie
ertheilt aber keinen Aufschluss darüber, ob sich Knallgas
wirklich zu Wasser verbindet, oder ob sich Wasser in
Knallgas zersetzt, oder ob der Process überhaupt in
irgend einer Richtung direkt vor sich gehen kann. Der
zweite Hauptsatz dagegen besagt, dass der Process nur
in einer der beiden genannten Richtungen vollzogen
werden kann, falls keine anderweitigen bleibenden Zu
standsänderungen in der Natur eintreten sollen. (Wenn
anderweitige Veränderungen zugelassen werden, kann
offenbar der Process in beiden Richtungen ausgeführt
werden, da man sowohl Wasser durch die verschiedensten
Mittel zersetzen, als auch Wasserstoft auf verschiedenen
Wegen oxydiren kann.) Dagegen lässt der zweite Haupt
satz noch die Frage offen, ob der Process in der einen
von ihm als möglich angegebenen Richtung auch wirk
lich von selber eintritt, oder ob es dazu etwa noch einer
besonderen geeigneten auslösenden Wirkung (z. B. Funke)
bedarf, ebenso wie er auch gar nichts über den zeitlichen
Verlauf des Processes lehrt.
132. Die allgemeine Gültigkeit des zweiten Haupt
satzes erheischt als Vorbedingung, dass sich die in der
Natur stattfindenden Processe nur in einer Richtung
ausführen lassen, dass es also unmöglich ist, einen
einmal vollzogenen Process in allen seinen Theilen
rückgängig zu machen (denn wäre dies möglich, so wäre
der Process in beiden Richtungen ausführbar). Die Ent
scheidung dieser Frage kann nur durch die Erfahrung