Thermochemie.
io6
thelot sein Augenmerk lediglich auf die chemische
Energie, er lässt es also zu, dass andere, sogenante
fremde Energieen, störend eingreifen und die aus dem
Princip an sich fliessenden Folgerungen modificiren und
sogar ins Gegentheil verkehren können. Diese fremden
Energieen, deren Einfluss übrigens bei Berthelot gar
nicht quantitativ bestimmbar ist, kommen im zweiten
Hauptsatz nicht vor; derselbe umfasst überhaupt alle
Einflüsse, die möglicherweise zur Geltung kommen
können; eine einzige Ausnahme würde den Satz im
Ganzen hinfällig machen. Ein zweiter wichtiger Unter
schied ist der, dass Berthelot, zwar nicht bei der For-
mulirung, wohl aber bei den Anwendungen seines Princips
auf einen endlichen Process, sich nicht auf die Betrach
tung des Anfangs- und des Endzustandes beschränkt,
sondern sehr häufig auch die Zwischenzustände mit heran
zieht, so dass sein Princip in diesen Fällen gar nicht
direkt für endliche, sondern, was einen sehr wesentlichen
Unterschied bedingt, nur für jeden einzelnen der unend
lich kleinen aufeinanderfolgenden Zustandsänderungen
Gültigkeit besitzen soll. Diese Beschränkung ist beim
zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie nicht vorhanden.
137. Im Folgenden werden die Hauptformen, die
dem zweiten Hauptsatz von verschiedenen Autoren ge
geben worden sind, dargestellt werden. Vorausgeschickt
ist ein möglichst kurzer und umfassender Beweis, soweit
er sich bei beschränktem Raum in grossen Zügen an
geben lässt. Er erstreckt sich zunächst auf vollkommene
Gase. Wenn ein vollkommenes Gas unendlich langsam
sein Volumen V ändert, so dass in jedem Augenblick
mechanisches und thermisches Gleichgewicht herrscht, so
ist nach dem ersten Hauptsatz (§ 51), da die Energie des
Gases (7=C V T{§ 55), die in einem Zeitelement von
Aussen zugeführte Wärme:
pdV
dQ = C v dT-^ P -j-
oder, da A