Beziehungen zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie. 119
welche, für constantes T integrirt, ausspricht, dass bei
endlichen Veränderungen die Abnahme der freien Energie
n pdV
■ Ci
U— 7 A gleich ist der geleisteten äusseren Arbeit I -
A
155. Erfolgt ein isothermer Process nicht mit ver
schwindender Arbeitsleistung, sondern, wie das bei den
meisten chemischen Processen der Fall ist, unter con
stantem Druck p, so kann er auch gegen die chemische
Affinität vor sich gehen. Denn nach § 151, Satz 4, muss
dann nicht die freie Energie, sondern das thermodynami
sche Potential, welches sich von der freien Energie
p V
durch das Glied unterscheidet, abnehmen. Nach
dem Vorigen erfolgt also ein solcher Process immer in
der Richtung, dass die wirklich geleistete äussere Arbeit
/ pV\
1 Zunahme von 1 kleiner ist als die Abnahme der
freien Energie, d. h. als die Arbeit, welche durch einen
reversibeln isothermen Uebergang in den nämlichen End
zustand geleistet werden könnte. Bezeichnet man das
thermodynamische Potential einer chemischen Verbindung
dadurch, dass man die Molekularformel in eckige
Klammern setzt, so folgt z. B. aus der Explosionsfähig
keit des Knallgases:
[H a O] < [H 2 ] + [O] (vergl. § 131).
Die Zahlenwerthe für diese drei Grössen lassen sich
erst finden, wenn die Daten irgend eines Processes be
kannt sind, durch welche Wasser auf reversiblem Wege
in Knallgas verwandelt wird, wie z. B. bei der Zer
setzung durch Temperaturerhöhung. Eine ähnliche Un
gleichung lässt sich für jeden chemischen Process auf
stellen, ebenso wie umgekehrt die Kenntniss des thermo
dynamischen Potentials es gestattet, den Verlauf eines
Processes, der bei constanter Temperatur und constantem
Druck verläuft, vorauszusagen.