Full text: Grundriß der allgemeinen Thermochemie

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Thermochemie. 
stimmen mit der Anzahl der im System vorhandenen 
chemischen Stoffe, sie kann kleiner oder grösser sein. 
Doch gilt hier ein allgemeines, zuerst von Gibbs aufge 
stellte? Gesetz; die GiBBs’sche Phasenregel. Die weitere 
Verfolgung der allgemeinen Gleichgewichtsbedingung 
80 = 0, die hier nicht näher ausgeführt werden kann, 
ergiebt nämlich das allgemeine Resultat, dass n von 
einander unabhängige chemische Bestandtheile, deren 
Massen beliebig gegeben sind, nicht mehr als « + 2 
coexistirende Phasen bilden können (z. B. für n = 1 
3 Phasen, etwa eine feste, eine flüssige und eine gas 
förmige, oder auch zwei feste und eine gasförmige, wie 
bei Schwefe!, u. s. w.). In diesem Höchstfälle sind alle 
n -+- 2 Phasen, einschliesslich Temperatur und Druck, 
vollständig bestimmt, unabhängig von den angewandten 
Substanzmengen, sie bilden einen »«-•)-2fachen Punkt«. 
Durch Wärmezufuhr, Compression, weiteren Zusatz von 
Substanzen können rsur die Massen der Körper, nicht 
aber die Phasen verändert werden. Mit jeder Phase 
weniger wächst aber die Zahl der Variabein, welche in 
dem System der Phasen noch willkürlich sind, um Eins. 
So können z. B. n unabhängige chemische Bestandtheile 
bei beliebig gegebener Temperatur und beliebig gege 
benem Druck höchstens n Phasen bilden u. s. w. 
160. Einer Erläuterung bedarf noch der Ausdruck: 
»unabhängige chemische Bestandtheile«. Von vornherein 
sind im System soviele unabhängige Bestandtheile anzu 
nehmen, als chemisch einfache Stoffe (Elemente) darin 
vorhanden sind. Aus dieser Zahl scheiden aber die 
jenigen als abhängige Bestandtheile aus, deren Menge 
durch die der übrigen Bestandtheile in jeder Phase von 
vornherein bereits mitbestimmt ist. Diese Unterscheidung 
lässt sich strenge durchführen, sie hängt jedoch nicht zu 
sammen mit der Beantwortung der Frage, ob die Bestand 
theile chemisch verbunden oder nur physikalisch gemischt 
sind. So enthält Salmiak, das sich beim Verdampfen
	        
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