Beziehungen zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie. 127
Thalliumchlorat) mit wässriger Lösung (drei Bestandteile
in 2 Phasen). Denn der Mischkrystall stellt, wie Retgers
und Roozeboom gezeigt haben, nicht etwa zwei Phasen,
d. h. eine räumliche Nebeneinanderlagerung der beiden
einfachen Krystalle, sondern eine einzige Phase von ver
änderlicher Zusammensetzung vor. Daher ist das genannte
Gleichgewicht nicht nur von der Temperatur und dem
Druck allein, sondern auch von der Zusammensetzung
des Mischkrystalles abhängig. Erst beim Hinzutritt einer
dritten Phase (z. B. eines von dem ersten verschiedenen
Mischkrystalles der beiden Salze) sind alle Phasen durch
Temperatur und Druck bestimmt.
166. Wenn n unabhängige Bestandteile ein System
von r homogenen Körpern bilden, so sind nach der
GiBBs’schen Regel noch n -t- 2 — r Phasenvariable (innere
Variable) des Systems willkürlich. Dazu kommen noch
die Massen (die äusseren Variabein) der r Körper, so
dass zur vollständigen Bestimmung des Zustandes n -h 2
Grössen erforderlich sind. Man erkennt daraus, dass in
jedem Falle, für jede Phasenzahl, der Zustand des
Systems durch die Mengen der n unabhängigen Bestand
teile und durch zwei andere Grössen, etwa Druck und
Temperatur, oder Volumen und Energie, bestimmt ist.
Die Zahl der Phasen r ist dabei bis zu einem gewissen
Grade willkürlich, d. h. ein System von bestimmten
chemischen Bestandteilen in bestimmten Mengen kann
bei bestimmtem Druck und Temperatur oder bei be
stimmtem Volumen und Energie, im Allgemeinen ver
schieden viel Phasen bilden und daher auch verschiedene
Gleichgewichtszustände annehmen, deren jeder vollständig
definirt ist. Unter allen diesen ist aber ein bestimmter
Zustand der stabilste, nämlich derjenige, welcher bei ge
gebener Temperatur und Druck das absolute Maximum
von O, oder, bei gegebenem Volumen und Energie, das
absolute Maximum von S aufweist (§ 151). Die weitere
Verfolgung dieses Satzes ergiebt das Resultat, dass im