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Thermochemie.
Form, welche die Abhängigkeit des Gleichgewichts von
dem Druck und von der Temperatur enthält, ist zuerst
von Gibbs (2x6) gegeben worden, der auch ihre Richtig
keit an den Versuchen von Sainte-Claire Deville und
Trogst, sowie an denen von Playfair und Wanklyn
über die Zersetzung von Stickstoffsuperoxyd bestätigte.
Später sind van der Waals (217) und Boltzmann (218)
auf ganz verschiedenartigen Wegen von der kinetischen
Gastheorie ausgehend zu der nämlichen Formel gelangt.
Letzterer bestätigte die Dissociationsformel auch an den
Beobachtungen von A. Naumann über die Zersetzung von
Stickstoffsuperoxyd, N 2 0 4 , und an denen von Meier und
Crafts über die Zersetzung des Joddampfes, J 2 . Die
neueren sorgfältigen Versuche von E. und L. Natanson
(219) über die Zersetzung von N 2 0 4 haben zwar gewisse
Abweichungen von der Formel ergeben, doch sind diese
ungefähr von derselben Ordnung wie bei den Gesetzen
von Boyle und Gay-Lussac, deren Gültigkeit bei der
theoretischen Herleitung vorausgesetzt ist.
171. Der Einfluss des Druckes p auf die Dissociation
ist viel einfacher als derder Temperatur T. Seine Grösse
hängt nur von dem Exponenten v + v 4 H-v 2 -+- . . . ab,
der angiebt, in welchem Grade die Gesammtzahl der
Moleküle, also auch das Volumen des Gemenges, durch
die Dissociation vergrössert wird. Bleibt das Volumen
ungeändert, wie bei der Zersetzung von Jodwasserstoff
(2HJ = H 2 H-J 2 ) so ist die Dissociation unabhängig vom
Druck (220). Ebenso wie der Einfluss des Druckes mit
der Volumenänderung, so steht der Einfluss der Tempe
ratur mit der Wärmetönung, die durch die Dissociation
hervorgerufen wird, im engen Zusammenhang, wie man
auch direkt aus den allgemeinen Formeln (§ 157) er
kennen kann; derselbe ist wesentlich bedingt durch
den Werth der Constanten d in der Dissociationsformel.
Mit ihrer Hilfe hat Boltzmann (221) die Dissociations-
wärme von 1 Grm. Stickstoffsuperoxyd zu 15L3 cal. be-