Beziehungen zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie. 135
die Hauptfälle des Gleichgewichts zusammengestellt. Die
Anordnung ist in erster Linie nach der Zahl der unab
hängigen Bestandtheile (§ 160) des Systems, in zweiter
nach der Zahl der Phasen eingerichtet.
179. Ein unabhängiger Bestandtheil. Bei einer
einzigen Phase ist Druck und Temperatur beliebig; es
brauchen aber in der Phase nicht alle Moleküle gleich
artig zu sein, im Gegentheil werden nach der Gleichung (I)
ausser den normalen Molekülen im Allgemeinen immer
auch Moleküle anderer Arten in endlicher, wenn auch
vielleicht geringer Menge Vorkommen, wie z. B. in einem
Quantum reinen Wassers einzelne Moleküle H 2 und O a
(226), sowie auch einzelne Ionen H, HO und O, oder
auch zusammengesetztere Moleküle. Dass die Annahme
neuer Molekülarten für die GiBBs’sche Phasenregel gleich
gültig ist, wurde schon oben (§ 160) hervorgehoben. Die
Concentration jeder einzelnen Molekülart hängt von je
einer für den Bestandtheil (Wasser) charakteristischen,
durch Druck und Temperatur bestimmten Grösse K ab.
Bei 2 Phasen ist der Druck durch die Temperatur
mitbestimmt, und es gilt das bekannte CLAUsius’sche
Gesetz für die latente Wärme (§ 162), das zuerst von
Horstmann (s. ebenda) auf chemische Vorgänge ausge
dehnt worden ist. Bei 3 Phasen sind Druck und Tem
peratur bestimmt, und es besteht ein dreifacher Punkt.
180. Zwei unabhängige Bestandtheile in
einer Phase. (Lösung eines Stoffes in einem homogenen
Lösungsmittel.) Ausser dem Druck und der Temperatur
ist noch die Concentration einer Molekülart des gelösten
Stoffes beliebig. Auch hier werden ausser den normalen
Molekülen dieses Stoffes im Allgemeinen mehrere andere
Molekülarten in der Lösung vorhanden sein, wie Hydrate,,
verschiedenartig dissociirte Moleküle (z. B. bei H 2 S0 4
H, HS0 4 und S0 4 ) (227). Dieser Fall gewährt be
sonderes Interesse für die wässrige Lösung eines Elektro
lyten, in welcher der Dissociationsgrad durch die