Full text: Grundriß der allgemeinen Thermochemie

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Thermochemie. 
Gleichung (I) bestimmt wird. Dieselbe ergiebt die Ab 
hängigkeit der Dissociation von der Verdünnung, welche 
auf verschiedene Weise experimentell geprüft werden 
kann. Bestimmt man nach Arrhenius (228) den Disso- 
ciationsgrad durch die elektrische Leitfähigkeit der Lösung, 
so iolgt daraus das Gesetz für die Zunahme des mole 
kularen Leitvermögens mit steigender Verdünnung, 
welches zuerst von Ostwald (229) aufgestellt und an 
zahlreichen Messungen der Leitfähigkeit von Lösungen 
organischer Säuren bestätigt worden ist (230). Dass die 
meisten Lösungen von anorganischen Säuren und Salzen 
sich diesem Verdünnungsgesetz nicht fügen, hat wohl 
seinen Hauptgrund darin, dass die elektrische Leitfähig 
keit nur dann einen eindeutigen Schluss auf den Disso- 
ciationsgrad zulässt, wenn in der Lösung neben den 
Molekülen des Lösungsmittels keine andern Molekülarten 
Vorkommen als die normalen nichtleitenden und die in 
einer einzigen bestimmten Weise dissociirten leitenden 
Moleküle (Ionen) des gelösten Stoffes. Sobald diese Be 
dingung nicht erfüllt ist, giebt die Leitfähigkeit allein 
keinen Aufschluss über die Concentration der einzelnen 
Molekülarten. Aber in manchen Fällen lässt sich, wie 
Nernst gezeigt hat, letztere direkt auf thermodynamischem 
Wege, durch Löslichkeitsversuche (§ 183) bestimmen, 
und in der That hat A. Noves (231) nachgewiesen, dass 
dann das Dissociationsgesetz in befriedigender Weise 
Gültigkeit besitzt. So ergaben sich für gelösten Chlor 
wasserstoff bei abnehmender Verdünnung aus den Lös 
lichkeitsversuchen bedeutend kleinerer Werthe des Disso- 
ciationsgrades, als aus der Leitfähigkeit unter der Voraus 
setzung folgen würde, dass nur die Moleküle HCl, H, CI 
in der Lösung vorhanden sind. 
Der Einfluss der Temperatur auf den Dissociations- 
grad ist von Arrhenius (232) durch Messungen der elek 
trischen Leitfähigkeiten an solchen Elektrolyten, die dem 
OsTWALü’schen Verdünnungsgesetz folgen, festgestellt und
	        
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