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Historische Entwicklung der Thermochemie. 5
er die mit den damaligen Ansichten in Widerspruch
stehende wichtige Folgerung aus, dass ein zusammenge
setzter Stoff bei der Verbrennung weniger Wärme ent
wickeln muss, als seine Bestandtheile einzeln genommen
(9) , welcher Gedanke wenige Jahre später von Helmholtz
(10) näher ausgeführt wurde.
Indess waren die experimentellen Hilfsmittel der
Forschung damals noch zu wenig ausgebildet, um feinere
Gesetzmässigkeiten nachzuweisen. Sie führten Hess zu
dem in seiner Allgemeinheit unrichtigen Resultat, dass
verschiedene Basen (Kali, Natron, Ammoniak, Kalkmilch)
mit der nämlichen Säurelösung immer die gleiche
Neutralisationswärme ergeben, und zwar absteigend von
Schwefelsäure zu Salpetersäure und Salzsäure. Hieraus
erklärt er das von ihm entdeckte und später noch in
allgemeinerem Umfang bewährte, wenn auch nicht absolut
gültige Gesetz der Thermoneutralität (n), welches besagt,
dass bei der Vermischung zweier Lösungen neutraler
Salze (z. B. Calciumnitrat und Kaliumsulfat), die durch
gegenseitige Zersetzung zwei neue Salze erzeugen, keine
Wärmeentwicklung auftritt; denn wenn alle Basen mit
der nämlichen Säure die gleiche Wärmemenge entwickeln,
so kann die Verdrängung einer Base durch eine andere
offenbar keinen thermochemischen Effekt liefern. Bei
diesem Anlass wirft er eine andere principielle Frage
auf, die für die weitere Entwicklung der Thermochemie
von höchster Bedeutung geworden ist. Wenn alle Basen
mit der nämlichen Säure eine gleiche Wärmemenge ent
wickeln, »so können wir dennoch nicht annehmen, dass
ihre Verwandtschaften gleich seien, indem die Thatsachen
das Gegentheil beweisen. Man könnte also vermuthen,
dass die entwickelte Wärme nicht das Maass der Ver
wandtschaft sei, und das ist sicher die Aufgabe, die am
meisten verdient, unter richtigem Gesichtspunkt aufgefasst
zu werden.«
Die Frage nach der chemischen Verwandtschaft hat