Historische Entwicklung der Thermochemie.
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verschiedener Systeme nur dann einen Sinn hat, wenn die
Systeme auf irgend eine Weise in einander übergehen
können.
Den theoretischen Erörterungen folgten bald experi
mentelle Untersuchungen (20) über die Verdünnungswärme
von wässrigen Lösungen verschiedener Oxyde in wechselnden
Concentrationen, nämlich Schwefelsäure, Salpetersäure,
Phosphorsäure, phosphorige Säure, Essigsäure, Weinsäure,
endlich auch von Kali- und Natronlauge. Es sollte daran
das von Hess aufgestellte »Gesetz der vielfachen Wärme
verhältnisse« (pag. 3) geprüft werden. Thomsen verfuhr
in ganz derselben Art wie Hess, indem er verschiedene
Hydrate dieser Lösungen mit einer grossen Menge Wasser
mischte und die Wärmeentwicklung bestimmte. Um einer
besonderen Messung der specifischen Wärme der Lösungen
überhoben zu sein, gebrauchte er den Kunstgrift, die
Wassermenge, welche zur Verdünnung einer Lösung diente,
von etwas tieferer Temperatur als diese zu nehmen, und
zwar so, dass die bei der Mischung entwickelte Wärme
gerade hinreichte, um das Ganze auf die ursprüngliche
Temperatur der Lösung zu bringen. Dann hat die ent
wickelte Wärme nur dazu gedient, um reines Wasser um
ein bestimmtes Temperaturintervall (bei den Versuchen
nicht über 1°) zu erwärmen. Das Gesetz von Hess wurde
nicht bestätigt; denn das allgemeine Resultat lautet; Die
Grösse der Wärmeentwicklung ist von der Natur des
Oxyds und von der in dem Hydrat enthaltenen Wasser
menge abhängig. Sie steigt mit der Menge des zuge
setzten Wassers, ohne ihr proportional zu sein, und er
reicht erst ein Maximum von bestimmbarer Grösse, wenn
die Menge des Wassers unendlich gross wird. Dagegen
ergab sich für das Gesetz der constanten Wärmesummen
(pag. 4) eine ausgezeichnete Betätigung, als Thomsen
die mit Hilfe dieses Gesetzes aus seinen Versuchen be
rechneten Hydratationswärmen der Schwefelsäure (H 2 S0 4 ,
H 2 0), (H 2 S0 4 , 3H 2 0) und (H 2 S0 4 , 5H 2 0) mit den