Thermochemie.
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von Aussen zugeführte Wärme, die Elektricität, die Licht
strahlen, die chemisch wirksamen Strahlen, doch kommt er
damit noch nicht aus. Um die chemischen Vorgänge in
Lösungen zu erklären, die mit Temperaturerniedrigung
verknüpft sind, wie z. B. die Einwirkung von Schwefel
säure auf neutrales Natriumsulfat, wobei sich eine Quan
tität saures Salz bildet, führt er eine neue fremde Energie
ein, die er als »Disgregationsenergie« bezeichnet. Abge
sehen davon, dass die Existenz einer solchen Energieart
gar nicht nachgewiesen werden konnte, bedeutet dies
Verfahren nicht mehr eine Einschränkung, sondern eine
Durchbrechung des Princips der grössten Arbeit, Denn
es wird hierdurch ausgesprochen, dass selbst bei Ausschluss
jeder äusseren Wirkung nicht die Wärmeentwicklung allein
für den Verlauf eines chemischen Processes entscheidend
ist, sondern dass ausserdem noch ein anderer, und zwar
ein gänzlich uncontrollirbarer Faktor mitwirkt, da seinem
Einfluss von vornherein gar keine Grenzen gezogen sind.
Daher ist ersichtlich, dass man allerdings hiermit alle in
Lösungen unter beliebig grosser Wärme-Absorption er
folgenden chemischen Vorgänge erklären kann, dass man
aber gleichzeitig in keinem einzigen Falle mehr im Stande
ist, auf Grund des Princips der grössten Arbeit eine be
stimmte Voraussage über den Verlauf eines Processes zu
machen. Dies zeigt sich auch deutlich durch die Schwierig
keit, die Berthelot darin findet, von dem Zustande
kommen des chemischen Gleichgewichts in einer Lösung,
n welcher zwei gerade entgegengesetzte Wirkungen sich
compensiren, auf Grund seines dritten Princips Rechen
schaft zu geben. Das beste Beispiel hierfür bot die von
Berthelot (30) selber in Gemeinschaft mit P£an de St.
Gilles genau untersuchte partielle Zersetzung von zu
sammengesetzten Estern und Wasser in Säuren und Al
kohole. Da nämlich von den beiden entgegengesetzten
chemischen Vorgängen (Bildung und Zersetzung der Ester)
nothwendig der eine unter Wärmeabsorption, der andere