Vorwort.
Die vorliegende Schrift ist der Sonderabdruck des
Artikels »Thermochemie« in dem LADENBURG’schen Hand
wörterbuch der gesammten chemischen Wissenschaft. Ich
habe mich darin hauptsächlich bemüht, die Begriffe und
Sätze der Thermochemie in möglichst engem Anschluss
an die ihnen zu Grunde liegenden Thatsachen, unabhängig
von specielleren, auch atomistischen Vorstellungen, zu ent
wickeln. Doch möchte ich an dieser Stelle ganz be
sonders hervorheben, dass damit keineswegs die Meinung
ausgesprochen sein soll, als ob derartige speciellere Vor
stellungen überhaupt werthlos, ja auch nur entbehrlich
wären. Sö gewiss nicht die Logik, sondern die Phantasie
es ist, welche im Geiste des in dunkle Gebiete vordringen
den Forschers den ersten Gedankenblitz einer neuen Er
kenntnis entzündet, ebenso gewiss wird die Wissenschaft,
so lange sie fortschreitet, der Hypothese bedürfen, welche
die zunächst unübersehbare Reihe von einzelnen That
sachen in einem einzigen anschaulichen, aus wohlbe
kannten Figuren zusammengesetzten Bilde vereinigt. Aber
gerade hieraus erwächst auch wieder die Bedeutung der
Aufgabe, die unveränderlichen Thatsachen selber so
scharf als möglich zu trennen von den dem Wechsel
unterworfenen Vorstellungen, zu welchen sie den Anlass
gegeben haben. Denn die Geschichte hat/ zu wieder
holten Malen gezeigt, dass die beste Hypothese, wenn
sie einmal ihren Dienst gethan hat, sich gerade als die