Full text: Vorlesungen über die Theorie der Wärme (4. Band)

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Erste Vorlesung. 
sagen möchte, der reinen Mechanik bilden. Andererseits gehen 
Temperaturänderungen nie ohne Bewegung vor sich; ändert doch 
jeder Körper sein Volumen, wenn seine Temperatur eine andere 
wird; und bei der Aenderung seines Volumens findet eine relative 
Bewegung, also eine Bewegung seiner Theile statt. Bei manchen 
Erscheinungen sind aber die Bewegungen, welche neben Temperatur 
änderungen vorhanden sind, der Art, dass man sie ausser Acht lassen 
darf. Solche Erscheinungen, die Erscheinungen nämlich, bei denen 
ausschliesslich Temper aluränder ungen in Betracht gezogen zu werden 
brauchen, bilden den Gegenstand des Gebietes der Physik, mit dem 
wir uns hier zuerst beschäftigen wollen und das nicht unpassend 
reine Wärmelehre genannt werden kann. Später werden wir uns 
dann zur mechanischen Wärmelehre, d, h. zu den Erscheinungen wen 
den, bei denen sowohl Temperaturänderungen als Bewegungen zu 
berücksichtigen sind. 
§ 3. 
Der Hauptbegriff, mit dem wir es hier zu thun haben, ist der 
der Temperatur. Jedermann hat aus dem gewöhnlichen Leben eine, 
wenn auch nicht ganz klare Vorstellung von dem, was man mit 
diesem Namen bezeichnet. Man spricht von gleichen, von grösseren 
(oder höheren) und kleineren (oder niedrigeren) Temperaturen. Die 
Temperatur ist also eine Grösse und zwar eine, die im Allgemeinen 
von einem Punkte eines Körpers zum anderen, und in demselben 
Punkte mit der Zeit sich ändert. Spricht man schlechtweg von der 
Temperatur eines Körpers in einem gewissen Augenblick, so setzt 
mau voraus, dass sie in allen seinen Punkten dieselbe ist. Wir 
wollen fürs Erste annehmen, dass die Angabe eines gewöhnlichen 
Thermometers die Temperatur seines Quecksilbers ist; wir werden 
sehr bald sehen, wie man dann mit Hilfe dieses Thermometers die 
Temperaturen anderer Körper messen kann. 
Die ganze Aufgabe, die man in der reinen Wärmelehre zu lösen 
hat, ist, anzugeben, wie unter gegebenen Verhältnissen die Tempe 
ratur in einem Körper oder in einem System von Körpern von Punkt 
zu Punkt und von einem Augenblick zum andern variirt. Es ist das 
aber direct in einfacher Weise nicht zu machen. Um viele Fälle 
zusammenzufassen und einfache allgemeine Sätze aufstellen zu können, 
ist die Einführung zweier Hilfsbegriffe nöthig gewesen: der Begriffe 
der Wärmemenge und der sped fischen Wärme. Es spielen diese hier 
eine ähnliche Rolle, wie gewisse Hiltsbegriffe in der Mechanik. 
Die Aufgabe der Mechanik ist es, die Orte anzugeben, an denen die 
Körper oder Körpertheile, die man betrachtet, in irgend einem Augen 
blicke sich befinden. Um das in übersichtlicher Weise zu thun, hat 
man gewisse Hilfsbegriffe eingeführt, von denen die wichtigsten sind:
	        
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