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Einfache Substanzen.
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aller Sicherheit erkennen. Sollen A und B zwei Dinge
sein, so muß eben deshalb die Wahrheit bestehen, daß das
Ding A nicht das Ding B sei, eine Wahrheit, welche vor
aussetzt, daß es zwei Vorstellungen A und B gibt, deren
die eine nur das Ding A, nicht aber B, die andere nur
das Ding B, nicht aber A vorstellt. Und schon in diesem
Umstande liegt ja ein Unterschied (und zwar ein innerer),
welchen die Dinge A und B voneinander haben. Sehen
wir auf diese Art, daß je zwei Dinge mit Notwendigkeit
gewisse Unterschiede haben, wie können wir uns berechtigt
glauben, an einem solchen Unterschiede zu zweifeln, bloß
weil wir ihn hier und da nicht wahrnehmen? da doch zu
dieser Wahrnehmung eine besondere Schärfe der Sinne
und noch viel andere Umstände gehören.
2. Daß erst Erfahrung uns lehre, es gäbe der Dinge,
die auf uns einwirken, mehrere, und namentlich alle die
jenigen, die Anschauungen in uns vermitteln, seien zu
sammengesetzt, hat seine Richtigkeit. Doch lehrt die
Erfahrung dieses nur unter Voraussetzung gewisser reiner
Begrififswahrheiten: wie daß verschiedene Wirkungen nur
durch verschiedene Ursachen hervorgebracht werden können
usw. Aber nicht minder gewiß sind die Begriffs Wahrheiten,
daß jede Ursache irgendein Wirkliches sein müsse, alles
Wirkliche aber entweder eine Substanz oder ein Inbegriff
mehrerer Substanzen oder Beschaffenheiten an einer oder
mehreren Substanzen sei; ingleichen, daß Beschaffenheiten,
die etwas Wirkliches sind, nicht sein können, ohne das
Dasein einer Substanz, an der sie sich befinden und In
begriffe von Substanzen nicht ohne einfache, welche die
Teile dieser Inbegriffe bilden. Daraus folgt aber das Da
sein einfacher Substanzen mit strenger Notwendigkeit, und
es wird lächerlich, letztere nicht annehmen zu wollen, weil
man sie nicht — sieht; und um so ungereimter, wenn
ferneres Nachdenken lehrt, daß jeder Körper, der noch für
unsere Sinne wahrnehmbar sein soll, zusammengesetzt, ja
aus einer unendlichen Menge einfacher Teile zusammen
gesetzt sein müsse.