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Verschiedene Stufen des Daseins.
Denken wir deshalb wohl jedes beliebige Etwas als einen
Träger im eigentlichen Sinne? Sicherlich nicht! Wenn wir
uns aber ein Etwas mit der Bestimmung denken, daß es
ein Wirkliches und ein solches Wirkliches sei, das keine
Beschaffenheit von einem anderen Wirklichen ist, dann
fassen wir es unter dem Begriffe einer Substanz nach
der rechten Erklärung des Wortes auf. Und solcher Sub
stanzen gibt es, außer der einen unerschaffenen, eine un
endliche Menge geschaffener. Kräfte nennen wir dem
herrschenden Sprachgebrauch zufolge alle diejenigen Be
schaffenheiten dieser Substanzen, die wir als nächsten (d. h.
unmittelbaren) Grund irgendeines anderen in oder außer
halb der es bewirkenden Substanz voraussetzen müssen.
Eine Kraft, die sich an keiner Substanz als Beschaffenheit
derselben befände, wäre eben deshalb, weil sie als Ursache
doch etwas Wirkliches, sonach ein Wirkliches sein müßte,
das sich an keinem anderen Wirklichen befindet, nicht
eine bloße Kraft, sondern schon eine für sich selbst be
stehende Substanz zu nennen.
§ 58.
Daß keine Stufe des Daseins die höchste, keine
die niedrigste in Gottes Schöpfung sei; daß es ferner
auf jeder, auch noch so hohen Stufe, zu jeder auch noch
so frühen Zeit Geschöpfe gegeben habe, die durch ihr
schnelles Fortschreiten bereits auf diese Stufe sich empor
geschwungen haben; daß es aber auch auf jeder, noch so
niedrigen Stufe und zu jeder noch so späten Zeit Geschöpfe
geben werde, die sich trotz ihrem steten Fortschreiten jetzt
erst auf dieser Stufe befinden — diese Paradoxa bedürfen
nach allem, was wir über ähnliche Verhältnisse (§ 38 h) bei
Zeit und Raum erwähnt, keiner weiteren Rechtfertigung.
§ 59-
Viel anstößiger lautet jedoch das Paradoxon: „es
könne trotzdem, daß der gesamte unendliche Raum